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Trend Shopstreaming: Wenn Live-Streaming auf Shopping trifft

Wie „Live Commerce“ den Einzelhandel revolutionieren könnte

Digitalisierung Zukunft 03.08.2020
Shopstreaming ermöglicht es Konsumenten, digital in einem Geschäft herumzulaufen und den Inhabern beim Präsentieren der Produkte zuzuschauen

   

In den letzten Monaten sind wir durch einige Turbulenzen gegangen. Inmitten all dessen hat das Onlineshopping, als eine der wenigen Konstanten in unserem Leben, ein gewisses Maß an Komfort und Beruhigung geboten. Selbst nachdem die meisten Geschäfte wieder öffneten und das Leben wieder auf die Straße zurückkehrte, hat sich das Verbraucherverhalten verändert und es ist ein neuer Trend entstanden: Shopstreaming.

Die große Frage des Einzelhandels, die sich während der COVID-19-Ausgangbeschränkungen stellte, war: Wie erreichen wir am besten unsere Kunden, wenn sie nicht zu uns kommen können? Wie können wir ihnen dennoch neue Produkte zeigen und ihnen das volle Einkaufserlebnis bieten? Die Antwort: Shopstreaming: Dieses neuartige E-Commerce-Erlebnis verbindet Unterhaltung, Interaktivität und Gemeinschaft, um das realste Einkaufserlebnis zu schaffen, das die digitale Welt derzeit bieten kann.

Was ist Shopstreaming?

Shopstreaming ist das, was die Verbraucherwebsite TrendWatching als die Verschmelzung von E-Commerce und Livestreaming bezeichnet. Der Trend ermöglicht es Konsumenten, digital in einem Geschäft herumzulaufen, den Inhabern oder Mitarbeitern bei der Präsentation der Produkte zuzuschauen und sogar mit anderen Personen im Geschäft zu interagieren, als ob sie tatsächlich dort wären – aber eben alles online. Von virtuellen Weinproben bis hin zu Livestreaming-Shopping-Partys – vieles funktioniert auch vom eigenen Sofa. Doch während der Trend für europäische Unternehmen neu sein mag, gibt es Shopstreaming in Asien schon seit 2017.

Der Trend begann als eine Möglichkeit für kleine Unternehmen, ihre Produkte zu präsentieren: Ein Restaurantbesitzer kann zum Beispiel per Livestream übertragen, wie er frische Lebensmittel auswählt oder ein bestimmtes Gericht zubereitet; oder ein Ladeninhaber kann das Eintreffen der neuen Kollektion – Kleidung, Make-up oder Schmuck – streamen und dabei Influener engagieren, die die Produkte vorstellen. In Singapur hat ein Elektronikgeschäft per Livestream eine Auktion durchgeführt.

Durch die Corona-Pandemie hat sich das Verbraucherverhalten verändert und viele Menschen shoppen lieber online.

Erste Shopstreaming-Experimente in Deutschland

In Deutschland begannen einige Unternehmen während der Corona-Ausgangsbeschränkungen mit dem Trend zu experimentieren. Eines dieser Unternehmen ist youtiful, die weltweit erste Marke mit Verbraucherbeteiligung im Beauty-Segment. Wir hatten bereits die Erfahrung mit Livestreaming-Events mit einem früheren Unternehmen, das wir gegründet hatten, erklärt Gerald Heydenreich. Als die Pandemie kam, war klar, dass wir keine Offline-Interaktionen mehr durchführen konnten, also gingen wir dazu über, vollständig online zu sein. Wir legten alle unsere Events als Facebook-Livestreams an – und waren damit recht erfolgreich. Bei drei Shopstreaming-Veranstaltungen auf Facebook kamen in der Spitze rund 1.000 Kunden zusammen, auch ohne große Werbung oder Reichweite.

Wir werden auf jeden Fall damit weitermachen, sagt Heydenreich. Wir hatten die Technologie bereits entwickelt und das Livestreaming aus den Geschäften ausprobiert, und dann hat COVID-19 dieses Konzept einfach beschleunigt.

Warum Shopstreaming ein Trend ist, der anhalten wird

Am beliebtesten für die Livestreams sind Mode-, Schmuck-, und Beauty-Marken: Eine Influencerin, die einen neuen Lidschatten vorführt oder zeigt, wie eine Gesichtscreme ihre Haut verbessert hat, hat sich als äußerst effektive Marketingstrategie erwiesen. Laut Forbes schafft ein solches Livestreaming mehr Vertrauen bei den Kunden, die die Gastgeber des Streams als Experten betrachten. Es ermöglicht ihnen, mehr Informationen über bestimmte Produkte zu sammeln und neue Produkte zu entdecken, die sie zuvor vielleicht noch nicht in Betracht gezogen haben.

Anindya Ghose, Wirtschaftsprofessorin an der Stern School of Business der New York University, sagte der Zeitschrift AdWeek in einem Interview, dass die Daten zeigen, dass die Zahl der Verbraucher, die online einkaufen, auch nach der Krise weiterhin überhöht bleiben wird, da mehr Menschen die Bequemlichkeit des Online-Shoppings für sich entdeckt haben.

Laut TrendWatching ist der chinesische Livestreaming-Markt in der jüngsten Krise sogar noch größer und schneller gewachsen als in den letzten Jahren, und die Alibaba Group stellte fest, dass selbst als China im Februar seine Geschäfte und Einrichtungen nach und nach wieder öffnete, die Zahl der Livestreaming- und Shopstreaming-Events im Vergleich zum Vorjahr um 110 Prozent gestiegen ist. Deutliche Anzeichen, dass der Trend bleiben wird.