Interview

„Meine Anpassungsfähigkeit ist wahrscheinlich der größte Vorteil für das Team"

IT Business Partner Carmen Patricia Brito über ihre kulturelle Reise bei Henkel

New Work 02.11.2023

Aufgrund der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situation verließ Carmen ihr Heimatland Venezuela. Später eröffnete sich die berufliche Chance, von Mexiko in die USA zu ziehen. Derzeit arbeitet Carmen Patricia Brito als IT Business Partner bei Henkel am US-Standort in Stamford. Ein Interview über herausfordernde Veränderungen im Leben, Individualität in den USA und die ausgeprägte Henkel-Kultur, die ihr geholfen hat, sie selbst zu sein – egal wo.

Du bist 2016 aus deiner Heimat Venezuela nach Mexiko gezogen und arbeitest seit 2018 bei Henkel Mexiko. Was waren deine ersten Erfahrungen in dieser ungewohnten Umgebung?

„Venezuela hat eine schwierige politische und wirtschaftliche Situation. Damals sah ich einen Job in Mexiko als einzige Möglichkeit, um das Umfeld meiner Familie und mein eigenes zu verbessern. Der Umzug nach Mexiko war die schwierigste Veränderung, die ich je erlebt habe. Der Abschied von meiner Familie und meinen Freunden machte den Umzug nicht leichter. Aber die mexikanische Kultur kennenzulernen und auch mein Job haben eine wichtige Rolle dabei gespielt, mich einzuleben.
Im Jahr 2018 kam ich zu Henkel und führte zunächst verschiedene IT Projekte durch, bei denen ich mit vielen internationalen Kolleg:innen zusammenarbeitete. Henkel organisierte sogar ein kleines Treffen für uns, damit wir uns untereinander kennenlernen konnten."

Carmen Patricia Brito, IT Business Partner bei Henkel Nord Amerika

Es hat sehr viel Spaß gemacht und die Dynamik der Arbeit an so vielen verschiedenen Projekten mit einem so vielfältigen Team war erstaunlich. Das ist eine Facette, die ich an meinem Job liebe!

Vor etwa eineinhalb Jahren bist du an den Henkel-Standort in Stamford, CT, umgezogen. Inwiefern hat sich dein Leben in den Vereinigten Staaten verändert?

„Da ich sechs Jahre lang in Mexiko gelebt und eine mexikanische Tochter habe, ist mein Herz eng mit dem Land verbunden. Und natürlich bin ich stolze Venezolanerin, daher bin ich auch dort mit meinen Wurzeln tief verbunden und ich freue mich jedes Mal, wenn ich über meine Herkunft reden kann. Was mir in den USA mit zuerst auffiel, war die starke Kultur des Individualismus. Anfangs schien es, als ob der Gemeinschaftssinn weniger ausgeprägt ist. Ich will damit nicht sagen, dass es keinen gibt, aber er ist einfach anders als in Mexiko oder Venezuela. In den USA war ich auch mit einer Sprachbarriere konfrontiert, die ich in Mexiko nicht hatte, da Spanisch meine Muttersprache ist. Aber ich muss sagen, dass ich unglaublich glücklich bin, in Stamford zu leben. Nicht nur, weil es hier viele Menschen gibt, die meine Muttersprache sprechen, sondern auch, weil die Stadt kulturell so vielfältig ist. Da sie so nah an New York City liegt, können wir die Vielfalt der verschiedenen Kulturen erleben, was sich in einem riesigen Angebot an Speisen aus aller Welt, Kunst und Unterhaltung für jeden Geschmack zeigt. Und wir können auch die wunderschöne Landschaft genießen, die Connecticut zu bieten hat."

Bist du als Lateinamerikanerin in den USA auf irgendeine Form von stereotyper Diskriminierung gestoßen?

„Bei meinen beiden Umzügen nahmen die Leute an, es sei wegen der Arbeit meines Mannes. Nicht innerhalb von Henkel, wo jeder wusste, dass ich befördert wurde, sondern außerhalb des Unternehmens. Ich denke, man kann das auf Geschlechterstereotypen zurückführen. Warum nehmen die Leute immer wieder an, dass es mein Mann war, der ein Jobangebot bekommen hat? Mit einer einfachen Frage könnte man solche Annahmen verhindern."

Nachdem du von Mexiko in die USA umgezogen bist, welche Unterschiede in der regionalen Kultur hast du an den Henkel-Standorten festgestellt?

„Ich glaube nicht, dass es viele große Unterschiede gibt. In Mexiko ist das Mittagessen eine wichtige Mahlzeit und wird tendenziell länger und in Gesellschaft von Kolleg:innen eingenommen, während es in den USA eher klein und schnell ist. Auch hier denke ich, dass die Kultur des Individualismus dazu führt. Was jedoch die wichtigen Themen betrifft, so vertritt Henkel an allen Standorten die gleichen Werte."

Carmen Patricia Brito, IT Business Partner bei Henkel Nord Amerika

Ich fühle mich respektiert, wertgeschätzt und kann ich selbst sein, ohne beurteilt zu werden. Der Respekt und die Wertschätzung, die ich bei Henkel erfahre, machen mich stolz darauf, dort zu arbeiten.

„Ich habe sogar einige meiner alten Kolleg:innen hier in Stamford wiedergesehen. Es gibt neben den US-amerikanischen auch viele andere lateinamerikanischen Mitarbeiter:innen, und ich habe auch meine – wie wir es nennen – "venezolanische Crew" gefunden. Wir essen zusammen zu Mittag, feiern unsere Kultur und unterhalten uns auf Spanisch, was manchmal sehr befreiend sein kann. Ich genieße auch die Teamevents mit meinen Kolleg:innen aus den verschiedenen Abteilungen und Büros, die das Unternehmen plant – diese kleinen Zusammentreffen sind sehr bereichernd. Da wir alle in einer gemischten Struktur arbeiten, ist es schön, ab und zu alle um sich zu haben."

Du bist Teil eines IT-Teams mit etwa zwanzig Mitarbeitenden, überwiegend US-Amerikaner:innen. Wie trägt dein persönlicher kultureller Hintergrund zum Erfolg des Teams bei?

„Meine Anpassungsfähigkeit ist wahrscheinlich der größte Vorteil für das Team. Durch meinen Umzug und das Leben in verschiedenen kulturellen Umgebungen habe ich gelernt, mich an viele Situationen anzupassen. Das ist ein Vorteil für das Team, wenn ich Projekte und Kick-off-Termine vorbereite. Ich würde sagen, meine unterschiedlichen kulturellen Erfahrungen helfen mir dabei, mit meinen Kolleg:innen konstruktiv zu diskutieren – oder wenn es darum geht, zusammenzuarbeiten und Kompromisse zu finden."

Die „Employee Resource Groups“ (ERGs) für Frauen und Lateinamerikaner:innen spielen beide eine wichtige Rolle in deinem Leben. Warum hast du dich ihnen angeschlossen?

„Ich habe in einer ERG namens 'Ladies in Tech' (dxLIT) angefangen als ich noch in Mexiko lebte. Diese ERG war eine der wenigen überregionalen ERGs, die den gesamten amerikanischen Kontinent abdeckte, also auch die USA und Mexiko, so dass ich mein Engagement in der Gruppe fortsetzen konnte, als ich in die USA zog. Später wurde dxLIT Teil des 'Henkel Women's Network' (HWN) als ‘Chapter‘. Da ich dxLIT in Mexiko beigetreten war, fühlte ich mich geehrt, als Mitglied dazuzugehören. Als ich in die USA umzog, wurde mir der große Einfluss der weiblichen Führungskräfte im dx Chapter des HWN noch deutlicher bewusst. Ich war sehr beeindruckt von den bemerkenswerten Fähigkeiten und Bemühungen, weitreichende Veränderungen zu bewirken. Das hat mich auch motiviert einen Beitrag zu ihren Zielen zu leisten und Teil ihres Führungsteams sein, nicht nur ein Mitglied der Gruppe. Ich wollte das Team in dieser ehrenamtlichen Funktion stärker unterstützen. Deshalb trat ich dem Ausschuss bei und arbeite nun gemeinsam mit ihnen, um Initiativen für unsere Mitglieder ins Leben zu rufen. Zu dieser Zeit wurde ich auch bei "Unidos", der ERG der lateinamerikanischen Gemeinschaft, aktiv. Wir nehmen oft an Gruppenaktivitäten wie Tanzkursen teil oder tauschen uns zu gemeinsamen Interessen sowie Erlebnissen aus. Wir beteiligen uns auch an Programmen zur Förderung der hispanischen Gemeinschaft, die auch über Henkel hinaus etwas bewirken. Außerdem spielt Unidos eine wichtige Rolle für zugezogene Lateinamerikaner:innen, die bei Henkel arbeiten. Wir bieten eine wertvolle Gelegenheit zum Networking, bei der man Kolleg:innen treffen kann, die vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht haben und ihr Wissen und ihre Erfahrungen, die sie auf ihrem Weg gelernt haben, weitergeben können. Es macht mich glücklich, mit Unidos und HWN etwas Positives zu bewirken und anderen zu helfen. Das hat einen großen Einfluss auf mein Zugehörigkeitsgefühl und gibt mir ein größeres Ziel, das über meine berufliche Rolle hinausgeht."


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