Im Jahr 2019 trug ich immer noch Make-up und Kleider, obwohl sich das nie richtig anfühlte: Ich komme aus einer katholischen Familie und Transgender-Themen waren in der Slowakei nicht sehr präsent. Ich wurde nie mit Themen wie LGBTQ+ oder Diversität konfrontiert. Die Verteilung der Geschlechterrollen war klar: Von mir wurde zum Beispiel erwartet, dass ich bunte Kleider und Make-up trage, lange Haare habe und mich wie eine Frau benehme. Dann, eines Tages, rasierte ich mir den Kopf. Das Ergebnis gefiel mir nicht nur sehr gut, sondern es fühlte sich auch befreiend an. Danach habe ich meinen Kleiderschrank durchforstet und mich einfach von den Stücken getrennt, die nicht zu mir passten. Es war ein tolles Gefühl – ich beschloss endlich, das zu tragen, was ich wollte. Auch weiterhin beobachtete ich, was sich richtig anfühlte und was mich glücklich machte. Ich habe nicht über mich als transgender nachgedacht. Ich habe mich als mich selbst betrachtet und wollte, dass ich mit der Person, die ich wirklich bin, glücklich bin. Das Problem war gewesen, dass ich die ganze Zeit damit zugebracht hatte, anderen Menschen zu gefallen und dabei hatte ich aus den Augen verloren, wer ich bin. Ich hatte Glück, dass ich eine Therapeutin hatte, die mich meinem inneren Kind nähergebracht hat, unabhängig vom Geschlecht. Das erste und schwierigste Coming-out ist das sich selbst gegenüber. Es erfordert brutale Ehrlichkeit und eine Menge innere Arbeit.
Ich erinnere mich, dass ich meine Geschichte in Facebook-Gruppen gepostet habe, um herauszufinden, ob die Reaktionen positiv oder negativ sein würden. Ich wollte herausfinden, ob es wirklich möglich ist, ich selbst zu sein. Ich begann mit ausländischen Gruppen, weil ich Angst vor der Reaktion der Menschen in meinem eigenen Land hatte. Nachdem ich die Puppengeschichte geteilt hatte, habe ich noch mehr Bestätigung und Akzeptanz erfahren. Je mehr ich versucht habe, meine Geschichte zu erzählen, desto mutiger wurde ich. Aber ich hatte immer noch viel Angst, es meinen Eltern zu sagen. Ich erinnere mich an diesen Abend: Ich habe ihnen eine E-Mail geschrieben, weil ich nicht die Kraft hatte, es ihnen direkt zu sagen. In der Mail habe ich ihnen gesagt, dass sie mir nicht direkt antworten sollen und erst einmal eine Nacht darüber schlafen sollen. Dennoch hat mein Vater mir sofort geantwortet und mich seinen Sohn genannt – er adressierte mich mit meinem neuen Namen und mit dem richtigen Pronomen. Ich war überwältigt von ihrer Liebe. Damit hatte ich anfangs gar nicht gerechnet. Das gab mir den Mut, mich am nächsten Tag vor meinen Freund:innen zu outen. Meine Freund:innen überschütteten mich mit Liebe. Es war die schönste Zeit meines Lebens.
Verwendung von Pronomen
Wusstest du, dass die Verwendung von Geschlechtspronomen zu einem offenen und wertschätzenden Umfeld für nicht-binäre Menschen beiträgt? Pronomen normalisieren Gespräche über die Geschlechtsidentität und erkennen an, dass das Geschlecht nicht nur männlich oder weiblich ist. Die folgenden Pronomen können für männliche, weibliche oder nicht-binäre Personen verwendet werden:
Männlich: Er / der / sein
Weiblich: Sie / die / ihr
Nicht-binär: Xier / dier / xies
Wie haben die Kolleg:innen bei Henkel reagiert, als du als Mann zurückkamst?
Zu dem Zeitpunkt als ich mich geoutet habe, habe ich für ein anderes Unternehmen gearbeitet, wo die Reaktion ziemlich negativ war. Ich dachte, das Problem sei, dass sie einfach nicht das nötige Wissen über Transgender-Inklusion hatten, also habe ich versucht, sie aufzuklären. Trotzdem habe ich nicht die Reaktionen erhalten, die ich mir erhofft hatte. Man hat mir nicht einmal erlaubt, eine neue E-Mail-Adresse mit meinem bevorzugten Namen zu nutzen. Letztendlich musste ich diese Stelle aufgeben. Diese Erfahrung hatte sich negativ auf meine mentale Gesundheit ausgewirkt, da es nur wenige Monate nach meinem Coming-out passiert war. Am Ende hat sich herausgestellt, dass es das Beste war, was mir passieren konnte: Ich habe angefangen, mich sehr offen für Transgender-Inklusion einzusetzen, und dies führte mich auch zu Henkel zurück.
Wegen meiner vorherigen Erfahrungen war ich vor dem ersten Arbeitstag bei Henkel extrem nervös. Aber die meisten meiner ehemaligen Kolleg:innen bei Henkel wussten von meiner Transition. Sie sprachen mich von Anfang an richtig an und ich fühlte mich sofort akzeptiert. Sie nannten mich bei meinem neuen Namen, und es hat sich großartig angefühlt, zurück sein. Durch meine frühere Tätigkeit bei Henkel war ich bereits im Personalsystem erfasst, und obwohl ich in meinen Unterlagen noch als Frau ausgewiesen war, wurde ich vom ersten Tag an als Mann kategorisiert. Da ich bereits eine rechtliche Namensänderung durchlaufen hatte, wurden alle meine Daten entsprechend aktualisiert – dazu gehörte auch, dass ich eine neue E-Mail-Adresse erhielt. Das war ein sehr gutes Gefühl: Ich fühlte mich gesehen. Ich erinnere, wie ich meinen Freund:innen erzählt habe, wie schön es sich anfühlt, als Mann anerkannt zu werden, obwohl in meinem Ausweis noch „Frau“ stand.
Wie erlebst du trans*-Inklusion bei Henkel?
Nachdem ich das Stellenangebot angenommen hatte, wandte sich die Personalleitung, einschließlich meiner Führungskraft, an eine LGBTQ+-NGO, um zu erfahren, wie man als Unternehmen Inklusion für Transgender-Mitarbeiter:innen fördern kann. Die NGO sprach über das Leben von Transgender-Personen, ihr Coming-out, psychologische und rechtliche Hilfe. Sie stellten grundlegende Verhaltensregeln vor und ermutigten sie, mich zu fragen, wenn ich etwas brauche. Ich konnte es nicht glauben: Henkel wusste, dass eine Wissenslücke besteht, und hat sich aus eigener Initiative an sie gewandt! Das ist das Beispiel, dem Unternehmen folgen sollten. Jetzt, wo ich fest im Unternehmen verankert bin, leite ich zusätzlich zu meiner Haupttätigkeit eine globale Transgender Employee Resource Group (ERG) zusammen mit Julia Kalder, Managerin Agile Organizational Development bei Henkel in Deutschland, und Don Dominic, Global Manager DEI bei Henkel in den Niederlanden. Die Transgender ERG bietet einen sicheren Raum und Unterstützung für Menschen, die ein Coming-out und/oder eine Transition am Arbeitsplatz in Betracht ziehen. Ich finde es großartig, dass Henkel das Bewusstsein für Transgender-Kolleg:innen schärfen und ein inklusives Umfeld schaffen will und dass ich ein Teil davon sein kann.