Als wir uns zu einem virtuellen Gespräch treffen, schaltet sich Ahmad aus Mexiko und Johannes aus Amsterdam zu – auch das Team arbeitet hier voll international. Auch hier zeigen sich also die Vorteile einer virtuelleren Welt, die spätestens seit der Pandemie normaler geworden ist. Dass diese ein Beschleuniger für digitale Prozesse und damit auch für das Digital Twin-Projekt war, ist für die beiden klar: „Die Planungen während der Pandemie haben einen erneuten Schub bekommen. Plötzlich ist vielen klar geworden, welche Vorzüge ein digitales Abbild und die Verfügbarkeit von Echtzeit-Daten haben können“, sagt Johannes.
Auch deswegen arbeiten sie und ihre Teams mit Hochdruck an dem Digital Twin-Projekt weiter. Bereits vor Corona war das Tempo sehr hoch: 2016 wurde die Arbeit mit ersten Prototypen begonnen, seit circa vier Jahren arbeiten sie nun intensiv an der Digitalisierung der Fabriken: In dieser kurzen Zeit konnten bereits zehn der 31 Produktionsstätten aus dem Bereich Laundry & Homecare fertig digitalisiert werden. Vier weitere sind fest in der Planung und werden aktuell vorbereitet. Die Geschwindigkeit, mit der das Digital Twin-Projekt vorangetrieben wird, ist außergewöhnlich.
Exakte 3-D-Modelle schaffen ein genaues Abbild
Das zeigt sich auch in Kruševac: Bereits jetzt ist es möglich, große Teile des Werks virtuell zu besichtigen. Auf einer Karte der Firmen-Umgebung klickt man auf einen Datenpunkt und erhält eine komplette 3-D-Ansicht des Standpunkts – als stünde man mittendrin.
All das wird möglich durch eine moderne 3-D-Erfassungstechnik. In einer 3-D-Point Cloud werden alle Punkte der Produktionsanlage erfasst. Hierfür werden spezielle Hochleistungsscanner eingesetzt – diese ähneln auf erstem Blick den Fahrzeugen, wie sie Tech-Unternehmen verwenden, um unsere Straßen zu scannen. Nur etwas kleiner und wie ein Rucksack, auf dem Rücken eines Menschen. Dieser läuft die Räumlichkeiten ab und scannt so die Oberfläche der Fabrik. Es entsteht ein dreidimensionales Abbild, das kombiniert mit Aufnahmen aus der Fabrik zu einem wahrheitsgetreuen 3-D-Modell gerechnet werden kann.
Dank moderner 3-D Erfassungstechnik können Abläufe in der Fabrik fortwährend optimiert werden.
Diese 3-D-Modelle ermöglichen es den Ingenieurinnen und Ingenieuren, Optimierungen innerhalb der Fabrik vorzunehmen. „Wir schaffen die Möglichkeit, durch eine virtuelle Version unserer Fabrik zu laufen. Mussten wir früher mit Zulieferern und Maschinenbauern noch aufwendige Begehungen machen, reicht nun dieses digitale Abbild. Nicht nur in Zeiten von COVID eine echte Erleichterung“, sagt Ahmad, der weltweit die Implementierung der Technologie in den Standorten koordiniert.
Dank des Digital Twins können Räume vorab geplant und mögliche Veränderungen simuliert werden. Wie können Wege innerhalb der Fabrik optimiert werden? Sind die Gänge breit genug? Was passiert, wenn bestehende Maschinen durch größere oder kleinere Einheiten ersetzt werden? All diese planerischen Fragen können am virtuellen Modell berechnet werden.