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Amélie Vidal-Simi und Soulef Karoui sind sich noch nie begegnet. Doch in ihrem Leben gibt es viele Parallelen. Beide vertreten Henkel als Country Presidents, Vidal-Simi in Frankreich, Karoui in Algerien und Tunesien. Beide sind Mütter. Und beide sagen: Familie und Karriere schließen sich nicht aus – wenn man Prioritäten richtig setzt.
Es hätte alles anders kommen können. Am selben Tag, an dem Amélie Vidal-Simi herausfand, dass sie mit ihrem dritten Kind schwanger war, machte ihr Chef ihr ein Angebot: Sie solle die Stelle als Vertriebsleiterin für den Unternehmensbereich Wasch- und Reinigungsmittel bei Henkel France übernehmen. Eine spannende und vielfältige Aufgabe. Eine Würdigung ihrer bisherigen Leistung als Key Account Manager. Und ein symbolträchtiger Schritt – denn noch nie zuvor hatte eine Frau diese Position innegehabt. Leider aber unmöglich an diesem Punkt in ihrem Leben, dachte sie. Und auch ihr Chef, dem sie sofort von ihrer Schwangerschaft berichtete. Vidal-Simi ging nach Hause, ein bisschen enttäuscht, aber auch überzeugt, das Richtige getan zu haben. Der Wendepunkt kam am nächsten Tag, als ihr Chef sie erneut zum Gespräch bat.
Also trat sie die Stelle an. Sie sei die neue Herausforderung von Anfang an offen angegangen, sagt Vidal-Simi. Sie nutzte die Zeit bis zum Mutterschutz vor allem, um ihr neues Team besser kennenzulernen. Vier Monate nach der Geburt ihres Sohnes saß sie wieder im Büro. Viele Kollegen, insbesondere aber Kolleginnen, inspirierte Vidal-Simis Karriere. Sie sahen darin ein gelebtes und gelungenes Beispiel für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Unternehmen. „Beides unter einen Hut zu kriegen, ist etwas, auf das ich wirklich stolz bin“, sagt Vidal-Simi.
Ihre Arbeit macht ihr Spaß, je vielfältiger die Aufgaben, desto besser. So war die Vertriebsleitung auch nicht die letzte Station ihres Karrierewegs. Heute ist sie Präsidentin von Henkel France sowie Geschäftsführerin von Adhesive Technologies in Frankreich und Benelux.
Klar, dass Kinderbetreuung für sie ein Thema war. Zu ihrem Beruf gehört auch, dass sie viel unterwegs ist. Ihre Kinder sind heute schon junge Erwachsene und müssen nicht rund um die Uhr betreut werden. Als sie jünger waren, suchte sich Vidal-Simi Unterstützung in Form einer Kinderfrau. „Zu wissen, dass meine Kinder gut versorgt sind, hat mir Sicherheit gegeben. Ich konnte mich während der Arbeitszeit ganz meinem Beruf widmen – ohne mir Sorgen zu machen, ob daheim alles in Ordnung ist.“ Die richtige Balance zwischen beidem zu finden – Familie und Job – stand für sie immer an erster Stelle.
Chefin sein – als Frau im Top-Management – ist das eine besondere Herausforderung? Die Kultur bei Henkel sei sehr offen, sagt Vidal-Simi. Sie habe nie das Gefühl gehabt, eine gläserne Decke durchbrechen zu müssen. Gute Leistung werde anerkannt – von Frauen ebenso wie von Männern. Klar, ein paar Situationen sind ihr im Gedächtnis geblieben: Meetings mit Geschäftspartnern, bei denen sie als einzige Frau zwischen vielen Männern am Tisch saß. Selbstvertrauen müsse man haben, gerade in solchen Momenten. Und man dürfe sich nie verbiegen: „Es gibt zwei Dinge, die eine Frau nie machen sollte: Einerseits sollte sie ihr Frausein nicht ausspielen. Andererseits, und leider tun das viele Frauen, sollte sie nie so tun, als sei sie ein Mann.“ Denn gerade in Führungspositionen sei Authentizität wichtig.
Führungskraft und „Familienmanagerin“ – da gebe es viele Parallelen, sagt sie. Nirgends sei es so wichtig, klare Ziele zu setzen und als gutes Beispiel voranzugehen, schnelle Entscheidungen zu treffen und klar zu kommunizieren, als im Umgang mit Kindern. Außer vielleicht als Kopf einer großen Landesgesellschaft eines internationalen Konzerns. „Mir war schon immer klar, dass es wichtig ist, Prioritäten zu setzen und diese auch einzuhalten“, sagt Vidal-Simi. „Aber als Mutter habe ich gelernt, meine Energie in wirklich wertvolle und wertschaffende Themen zu stecken. Das hilft mir auch in meinem Beruf.“
Wichtig sei es auch, sich immer mal wieder „Zeit zum Durchatmen“ zu nehmen. „Ich habe einmal einen guten Rat erhalten: Die Balance zwischen Arbeitszeit, Familienzeit und Freizeit muss stimmen – jeder Teil benötigt genügend Raum, darf aber auch nicht die Überhand gewinnen – bis auf in wenigen Ausnahmesituationen. Das Wochenende gehört mir und meinen Kindern. Wir unternehmen viel zusammen, füllen die Zeit mit Erinnerungen. Ich möchte jeden Tag meines Lebens genießen.“
Als ich schwanger war und mir Sorgen machte, dass ich nicht alles schaffen würde, sagte mir mein Chef: "Dein Ziel sollte nicht sein, mehr zu arbeiten. Du hast 100% Kapazität und das Wichtigste ist, wie du diese 100% auf die Themen verteilst, die für dich Priorität haben.“
Den Fokus auf die Menschen setzen: sie unterstützen, herausfordern, entwickeln, begleiten, anerkennen sowie Vertrauen schaffen, aktiv zuhören. Ich denke, hier kann ich wirklich einen Mehrwert schaffen.
Meine Tage zu verlängern 😉
Wenn Soulef Karoui eines nicht leiden kann, ist es Routine. „Wenn mir langweilig wurde, habe ich immer nach neuen Herausforderungen gesucht“, sagt sie. Sie hat schon Personalabteilungen geleitet, war für die Rechtsabteilung und den Einkauf verantwortlich, bei Industrieunternehmen genauso wie in der Telekommunikations- und der Dienstleistungsbranche. „Diese breite Wissensbasis kann ich in meinem Job heute gut nutzen.“ Seit zehn Jahren arbeitet sie für das Unternehmen. Dabei hatte sie Henkel eigentlich eine Absage erteilt. Als ein Headhunter sie 2008 für die Position als Head of Finance von Henkel in Algerien anfragte, lehnte sie nach reifer Überlegung ab. Die Tunesierin liebt die Abwechslung – und die Herausforderung reizte sie. Aber ein Umzug nach Algerien kam für die Mutter einer Tochter damals nicht in Frage. Man könnte sagen, diese Chance habe sie verpasst. Oder, dass es Schicksal war. Denn kaum zwei Monate später kontaktierte sie ein weiterer Headhunter, für die gleiche Position, aber in Tunesien. Karoui bewarb sich und bekam den Job. „Bei Henkel ist kein Tag wie der andere. Langweilig wird mir hier nie.“ Karoui machte Karriere, seit 2015 vertritt sie Henkel in Tunesien als Country President. Und nur kurze Zeit später führte ihr Weg sie dann doch nach Algerien, wo sie zusätzlich zu ihren bestehenden Aufgaben auch die Position annahm, die sie fast zehn Jahre zuvor abgelehnt hatte. „Ich war an einem anderen Punkt in meinem Leben – und bereit für eine neue Herausforderung.“ Heute vertritt sie auch Algerien als Country President. Ein breites Aufgabenspektrum, das enorme Flexibilität und Tatkraft erfordert.
Den Antrieb hätten ihre Eltern ihr mitgegeben, sagt Karoui. „Sie standen bedingungslos hinter mir. Dank ihnen habe ich gelernt, meiner Intuition zu vertrauen.“ Überhaupt: Familie ist ihr wichtig. Ihr Mann habe ihre Karriere gefördert, ihr den Rücken freigehalten, wenn es einmal länger dauerte im Büro. Ihre Tochter ist mittlerweile erwachsen. Karoui ist hörbar stolz, wenn sie von ihr erzählt. Sehr selbstständig sei sie. „Als sie 13 war, sagte sie zu mir: ‚Mama, wenn Du in den Ferien arbeiten musst, unternehme ich einfach etwas mit meinen Freunden.‘ Da wusste ich, sie ist erwachsen geworden.“ Auch heute haben die beiden ein sehr enges Verhältnis zueinander. „Ich war vielleicht nicht so häufig Zuhause wie andere Mütter“, sagt Karoui. „Aber ich habe gelernt, die Zeit mit meiner Familie richtig zu nutzen.“
Work-Life-Balance ist für Soulef Karoui nicht bloß ein Buzzword, sondern ein wichtiger Fokus, nicht nur in ihrem Leben, sondern auch in ihrer Tätigkeit als Vorgesetzte.
Flexibilität, Organisationstalent und ein ausgezeichnetes Zeitmanagement sind für Karouis Position entscheidend: In Algerien beginnt die Arbeitswoche am Sonntag, in Tunesien endet sie am Freitag. Sie ist häufig auf Reisen, pendelt zwischen Tunis und Algier. Ihr ständiger Begleiter: eine handschriftliche To-Do-Liste, die sie jeden Morgen auf den neuesten Stand bringt. Sie muss schnell Entscheidungen treffen – oder ihrem Team ermöglichen, diese selbst zu treffen. Sie muss die Punkte ihrer Liste abarbeiten – oder die richtige Person finden, die das für sie übernehmen kann. Und sie braucht eine große Portion Empathie: „Ich muss mich in andere hineinversetzen und die Dinge aus ihren Augen sehen.“
Wenn es um diese Empathie geht, hätten Frauen vielleicht einen naturgegebenen Vorsprung. Das sei aber auch schon der einzige Unterschied, den sie als weibliche Führungskraft in ihrem Alltag spüre. „Ich glaube nicht, dass ich jemandem etwas beweisen musste, nur weil ich eine Frau bin. In der Gesellschaft ist das schon anders, da wird von Frauen erwartet, dass sie bestimmte Rollenbilder erfüllen. Für mich war das aber nie ein Thema.“ Vielleicht liege das daran, dass sie die eigenen Fähigkeiten nie angezweifelt habe, sagt Karoui. Diesen Rat möchte sie auch anderen jungen Frauen mitgeben: „Vertraut eurer Kompetenz. Zensiert euch niemals selbst. Fragt, wenn ihr etwas wollt. Und habt keine Angst, die Komfortzone zu verlassen. Denn da beginnt der Erfolg.“
Zu Beginn meiner Karriere geriet ich in einer schwierigen Situation in Panik, als mein Chef sagte: „Ein Problem ist kein Problem, bis es tatsächlich passiert!“ Seitdem wende ich dieses Motto bei meinem Team an: Erstmal die Situation „entschärfen“, dann meinen Kollegen Mut machen und sie dabei unterstützen, eine gute Lösung zu finden.
Authentizität. Wir sind, wer wir sind. Bestimmte Techniken können uns helfen, effizienter zu sein, Konflikte besser zu bewältigen oder besser zu kommunizieren. Aber unsere Werte machen uns zu den Führungskräften, die wir sind. Und Authentizität schafft eine Vertrauensbasis, die Menschen vereint und Engagement fördert.
Die Bereitschaft für seine Träume und Ziele zu kämpfen, eine hohe Belastbarkeit und emotionale Intelligenz – aber vor allem: die Fähigkeit, Veränderungen voranzutreiben. Ich denke, dass die Frauen, die sich beruflich, politisch oder im gesellschaftlichen Leben engagieren, dies oft tut, um etwas Nachhaltiges aufzubauen und einen Mehrwert zu schaffen.
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