Story

Außerhalb der Komfortzone liegt das Abenteuer

Erfolgreich, engagiert, ehrlich: In der Porträt-Serie #StarkeFrauen erzählen Henkel-Mitarbeiterinnen ihre Geschichte

Kultur Kultur 08.03.2019
Starke Frauen: Veronica Dohm

 

Sie ist Mutter, Ehefrau und Vice President. Aber vor allem ist Veronica Dohm eine moderne Nomadin. In den letzten 15 Jahren hat sie nicht nur einmal, sondern gleich viermal den Kontinent gewechselt, aber wenn sich die Chance für einen neuen Umzug bietet, wird sie wohl wieder zugreifen. Was sie antreibt? Die Liebe zum Abenteuer und die Lust auf neue Kulturen.

Veronica startete ihre Henkel-Karriere in Buenos Aires, Argentinien, in der Buchhaltung. Die damals 23-Jährige hatte ihre Heimatstadt bis dahin noch nie länger verlassen als ein Urlaub dauert.   Aber ihre Reiseerfahrungen in Nord- und Südamerika und Europa hatten in ihr den Wunsch geweckt, einmal für einen längeren Zeitraum in andere Kulturen einzutauchen und neue Erfahrungen zu sammeln. Sie entschied sich daher, die internationale Ausrichtung des Unternehmens zu nutzen, um die Welt zu sehen und dabei gleichzeitig ihre Karriere zu verfolgen. Und als sich ihr 2003 die Chance bot, in die Finanzverwaltung der Zentrale in Düsseldorf zu wechseln, überlegte sie nicht lange. 

In einem fremden Land ganz auf sich selbst gestellt zu sein – daran ist Veronica gewachsen. Mithilfe ihrer Kollegen überwand sie die kulturellen Unterschiede, lernte eine neue Sprache, schloss neue Freundschaften und mehr: Über Kollegen lernte sie während eines Skiurlaubs in Österreich auch ihren Ehemann kennen. Wichtigster Faktor bei der Eingewöhnung war jedoch ihr innerer Antrieb, die Traditionen und Eigenheiten ihrer neuen Heimat zu verstehen.

Was ihr in Deutschland besonders auffiel, war, wie eng alles getaktet ist, wie pünktlich Meetings beginnen und enden. Argentinien habe dagegen ein eher „lockeres Zeitkonzept“, sagt sie. Wenn sie sich in Argentinien mit Freunden verabredet, treffen die manchmal eine halbe oder eine ganze Stunde nach der vereinbarten Zeit ein: „Ich bin in einer Kultur aufgewachsen, in der Pünktlichkeit keinen Stellenwert hat, aber mit der Zeit habe ich gelernt, diese Tugend und den damit verbundenen Respekt für Zeit zu schätzen.“

„Wenn man wachsen will, muss man die eigene Komfortzone verlassen. Es macht mir Spaß, die damit verbundene Unsicherheit zu spüren, denn es bedeutet, dass ich mich anstrenge, noch besser zu sein.“

Die neu erworbenen Gewohnheiten, verbunden mit dem Wissen, dass ein neues Abenteuer auf sie wartete, erleichterten ihr den Schritt in die USA, wo neue Herausforderungen auf sie warteten.

„Den Wechsel in die Staaten habe ich als verhältnismäßig unkompliziert empfunden. Ich wusste ja, dass ich nicht nach Hause zurückkehre. Von Argentinien nach Deutschland zu gehen, war in dieser Hinsicht schwieriger als von Deutschland in die USA“, sagt Veronica.

Obwohl sie die Kulturen in Deutschland und den USA als ähnlich empfand, war die Eingewöhnung auch hier mit neuen Herausforderungen verbunden.  So bemerkte sie beispielsweise, dass viele ihrer Kollegen nur sehr zögerlich über persönliche Dinge sprachen – über ihre Familien oder ihre Heimatorte. Sie bedauerte es damals, ihre Kollegen und deren Leben nicht näher kennenlernen zu können.

In der Ferne leben

Lebensverändernde Entscheidungen wie Karriereschritte oder große Umzüge sind immer auch mit einer Menge Aufwand verbunden. Für Veronica vermutlich mit ein bisschen mehr Aufwand als bei anderen. Bei jedem Umzug waren die Zeitfenster eng: drei Monate, um Freunden und Kollegen Lebewohl zu sagen, Kisten zu packen und das Haus zu verkaufen. Dann in einem fremden Land eine neue Bleibe zu finden und erneut aus einem fremden Haus ein Heim zu machen.

Trotz der raschen Wechsel hat Veronica die Verbindung mit ihren Lieben über Social Media aufrechterhalten: „Ich vermisse meine Familie, meine Freunde und all die Aktivitäten, die in Argentinien zu meinem Leben gehörten, und die hier nicht Teil meines Alltags sind. Ich erhalte   Benachrichtigungen von meinen Freunden, wenn sie ein Treffen vereinbaren, und dann wünschte ich, ich könnte dabei sein.“

Inzwischen hat sie eine eigene Familie gegründet, und es liegt ihr am Herzen, ihren Kindern ein kulturelles Bewusstsein zu vermitteln. Obwohl sie in den letzten 15 Jahren in unterschiedlichen Ländern gelebt hat, pflegt sie mit ihrer Familie argentinische Traditionen und spricht zu Hause Spanisch, Englisch und sogar ein bisschen Deutsch. Ihr Ehemann und die Kinder (5 und 8) haben sie immer begleitet, wenn sich für sie eine neue Chance bot. Aber da die Kinder so jung waren, haben sie sich rasch in die neue Umgebung eingewöhnt.

Veronica and her son in Henkel Brazil for “Bring your child to work day”

Veronica und ihr Sohn John Patrick am Familientag bei Henkel in Brasilien.

„Verschiedene Kulturen und Vielfalt sind für meine Kinder Normalität. Sie wissen, dass die Menschen zwar unterschiedlich, aber letztendlich doch alle gleich sind.“

Diese Art der Persönlichkeitsprägung gehört für Veronica zu den wichtigsten Vorteilen der Begegnung mit anderen Ländern und Kulturen, vor allem, wenn man dabei die Chance hat, verschiedene Sprachen zu lernen und in unterschiedliche Traditionen einzutauchen.

Blick zurück und Schritt nach vorn

Neue Herausforderungen und Chancen brachten sie schließlich zurück nach Südamerika, diesmal nach Brasilien, wo sie die Position des Financial Controller im Unternehmensbereich Klebstofftechnologien für Lateinamerika antrat. Diese Aufgabe rückte sie zwar geografisch näher an ihre Heimat, aber es fühlte sich emotional nicht immer wie eine Heimkehr an. „Als ich nach Brasilien ging, hatte ich viele Dinge, die ich in Deutschland und den USA gelernt hatte, verinnerlicht: in punkto Berufsethik, Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Ich bin zwar eine Latina, aber die Arbeit in anderen Kulturen hat mich doch sehr geprägt“, erläutert Veronica.

Gleichzeitig wurde ihr aber auch bewusst, wie wichtig es ist, trotz der neuen Gewohnheiten und Denkweisen sich selbst und ihrer eigenen Vergangenheit treu zu bleiben.

„Es ist wichtig, die verschiedenen Werte und Traditionen der neuen Länder anzunehmen und zu respektieren, aber gleichzeitig muss man dafür sorgen, dass man seinen Wesenskern nicht verliert.“

Als Vice President und Regional Controller lebt sie jetzt in Madison Heights, Michigan, USA. In dieser Funktion gehört die internationale und regionale Kommunikation zu ihrem Alltag. Heute bewältigt sie dies mühelos, aber das war nicht immer so. Es brauchte Mut, Ehrgeiz und Offenheit für neue Erfahrungen, um dahin zu kommen, wo sie heute ist. Welchen Rat würde sie anderen mit auf den Weg geben? Besonders wichtig sei es, Chancen zu ergreifen und von anderen zu lernen, sagt sie, aber vor allem gehe es darum „all die guten Dinge, die man vorfindet, aufzugreifen und mitzunehmen. Denn das sind die Dinge, die für persönliches und berufliches Wachstum sorgen.“

Together, Veronica and her team were able to escape the escape room in December 2018

Teamwork bei und nach der Arbeit: Veronica und ihre Kollegen haben das Escape Room-Rätsel erfolgreich gelöst.

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DREI FRAGEN AN VERONICA

Wenn du dein 11-jähriges Ich treffen könntest, welchen Rat würdest du ihm geben?

Lass dir von niemandem sagen, was du tun oder nicht tun kannst. Deine Chancen sind so grenzenlos wie deine Träume – solange du hart an ihrer Erfüllung arbeitest. Behalte deine Ziele im Auge, wage das Risiko, sei anders, aber bleibe du selbst.

Was ist der beste Karrieretipp, den du jemals bekommen hast?

Wage das Risiko, ergreife die Chancen, denk nicht zu viel darüber nach, ob du das schaffst, sag ja und probier es aus. Das war der Impuls, der mich dazu brachte, meinen ersten internationalen Job in Deutschland anzunehmen. Mit dieser Einstellung und einer Menge Engagement stellten sich ja dann auch die Ergebnisse ein. Und das war der Ausgangspunkt für viele weitere Erfahrungen in unterschiedlichen Regionen, Ländern und Bereichen innerhalb des Unternehmens.

Wer oder was inspiriert dich?

Witzigerweise war es einer meiner ersten Chefs, der mich inspirierte, aber aus den völlig falschen Gründen. Er war es gewöhnt, in einem stark von Männern geprägten Umfeld zu arbeiten, und seine Vorstellung von mir bestand darin, dass ich den Kaffee servieren sollte, statt an einem Tisch mit ihm über anstehende Themen zu diskutieren und Entscheidungen zu treffen. Diese Konstellation und dieser Mann haben mich inspiriert, besser zu sein, an mich zu glauben, die „Hürde“ zu nehmen, als junge Frau eine Führungsposition einzunehmen – und mir selbst und dann dem Rest der Welt zu beweisen, dass das Geschlecht eines Menschen weder sein Potential und schon gar nicht seine Leistung vorherbestimmt.