Entdecken Sie die Marken und Technologien unserer Unternehmensbereiche Adhesive Technologies und Consumer Brands.
„Making a difference one life at a time“ – so lautet das Motto der Sonrise Ministries in Uganda. Die Initiative betreibt in Uganda drei Waisenhäuser und engagiert sich mit vielen Aktivitäten für das Wohlergehen der Gemeinde. Im Jahr 2014 reiste Henkel-Mitarbeiterin Gabi Haak zum ersten Mal an den Viktoriasee, um ehrenamtlich in den Kinderhäusern auszuhelfen. Es sollte kein einmaliges Engagement bleiben. Sie kam wieder und wieder.
2017 gründete sie in ihrer Heimat Düsseldorf den Verein Peace’s Hope, der die Sonrise Ministries mit Spenden, aber vor allem auch tatkräftiger Hilfe vor Ort unterstützt. Seit einigen Jahren wird sie auf ihren Reisen von anderen ehrenamtlichen Helfer:innen begleitet – oft Kolleg:innen von Henkel. Gabi Haak und zwei Teilnehmerinnen der Team-Reise, die zwischen November und Dezember 2023 stattfand, berichten von ihren Erfahrungen in Uganda.
Media Relations Managerin bei Henkel
Das Thema Kinderrechte lag mir schon immer besonders am Herzen. Kinder sind das kleinste und schwächste Glied in der Kette. Gleichzeitig sind sie unsere Zukunft. Wenn wir Kinder nicht mit Werten und Bildung ausstatten, dann hat unsere Gesellschaft keine Chance.
Zwischen Bachelor- und Masterstudium war ich für ein freiwilliges soziales Jahr in Chile und habe dort in einem Armenviertel im Kindergarten gearbeitet. Danach habe ich das Projekt während meines Studiums weiter unterstützt. Im Vollzeitjob fällt es mir oft schwer, Zeit für das Ehrenamt zu finden. Ich habe lange nach etwas gesucht, mit dem ich Berufsleben und privates Engagement verbinden kann. Vor ein paar Jahren habe ich Gabi kennengelernt und beschloss mit ihr nach Uganda zu fliegen. Doch dann kam die Pandemie dazwischen, deshalb hat es erst 2023 geklappt.
Ich war insgesamt vier Wochen in Uganda. Ich habe meinen Jahresurlaub aufgespart und fünf Tage Sonderurlaub bekommen. Meine Initiative wurde sofort mit offenen Armen empfangen – seitens meiner Vorgesetzten und auch meiner Kolleg:innen, die in meiner Abwesenheit natürlich mehr zu tun hatten. Auch die medizinische Vorbereitung lief über Henkel: Für jeden gab es einen individuellen Impfplan und eine Reiseapotheke.
Richtige Erwartungen hatte ich nicht. Die Erwartungshaltung war eher an mich selbst gerichtet. Ich wusste, ich muss offen sein, flexibel – denn es wird nie so, wie man es erwartet. Man muss sich öffnen für Andersartigkeit: Es ist nicht richtig oder falsch, wie es dort läuft, einfach anders. Aber ich wusste auch, dass ich das kann. Ich mag es, außerhalb meiner Komfortzone unterwegs zu sein.
Meist haben wir den Tag mit den Kindern verbracht. Sie hatten ein großes Bedürfnis nach Nähe. Einfach jemanden haben, mit dem sie kuscheln oder reden können. Sie leben in einer sehr großen Community wie Geschwister und werden liebevoll aufgezogen. Aber individuelle Zuwendung ist in einer so überdimensionalen Großfamilie einfach nicht möglich.
Ich habe mich lange mit einem Mädchen unterhalten, über ihre Wünsche und Träume. Sie möchte Jura studieren, um – wie sie sagt – die zu verteidigen, die sich nicht selbst verteidigen können. Danach hat sie mir einen Brief geschrieben und sich für das Gespräch bedankt. Was für mich zwar schön, aber irgendwie selbstverständlich war, war für sie „das Größte“. Sie sagt, dass ich ihr das Gefühl gegeben habe, dass sie etwas erreichen kann. Das Wertvolle ist das Immaterielle. Das Zwischenmenschliche. Das erzielt bei den Kindern einen Effekt – aber natürlich auch bei uns.
Die Zeit war anstrengend, aber auf komplett andere Weise als ein Tag im Büro. Man wird von den Einzelschicksalen ein Stück weit erschlagen. Emotional ist das extrem herausfordernd. Man hat zwei Möglichkeiten: Man kann sich überwältigt fühlen und gar nichts machen. Oder man sagt „es gibt wahnsinnig viel zu tun“ und nimmt das als Motivation, überhaupt anzufangen. Natürlich ist es nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Aber wenn es um ein Kind geht, ist es das immer wert. Bei den Sonrise Ministries leben 250 Kinder, die mit Werten wie Nächstenliebe, Teilen und demokratischem Denken aufwachsen. Die eine Schulbildung erhalten. Das ganze Projekt wurde ja initiiert von ehemaligen Waisenkindern. Wenn ich mir überlege, was die Kinder, die jetzt dort sind, auf dieser Grundlage einmal bewegen können. Indem sie sich politisch engagieren, sich in das Gesundheitssystem einbringen – oder einfach nur, indem sie gute Mitmenschen sind. Man kann das System nicht allein verändern. Aber man kann Teil eines Effekts sein, der große Kreise zieht.
Wir haben im Alltag geholfen, eine Mauer gebaut, einen Hühnerstall errichtet und eine Weihnachtsaktion organisiert. Außerdem haben wir viele Sachspenden von unseren Familien, Freunden und Kolleg:innen mitgebracht, die sortiert und verteilt werden mussten. Natürlich war das schön für die Kinder und für uns. Aber unser Aufenthalt hatte einen viel langfristigeren Effekt: Das war kein Urlaub, den man beendet und weitermacht wie vorher. Ich fühle mich verantwortlich. Ich bin Mitglied im Verein und möchte einzelne Kinder, die mir besonders ans Herz gewachsen sind, finanziell unterstützen. Um ihre Schulausbildung zu garantieren. Das ist so essenziell.
Ehrenamt generell ist so wichtig. Es gibt viele Bereiche in unserer Gesellschaft, die ohne dieses Engagement gar nicht existieren würden. Jeder kann etwas beitragen. Wenn man keine Zeit hat, kann man vielleicht durch finanzielle Unterstützung helfen – beides ist wertvoll.
Managerin Strategy & Portfolio bei Henkel
Ich hatte schon lange einen Bezug zu Afrika. Als Schülerin durfte ich den damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler auf seiner Staatsreise nach Mosambik, Madagaskar und Botswana begleiten. Ich war damals erst 15 Jahre alt. Nach der Reise habe ich viele Vorträge gehalten, Spenden gesammelt und damit ein Projekt für Straßenkinder in Madagaskar unterstützt. Eine gute Freundin bei Henkel wusste davon und fragte, ob ich nicht Lust hätte, sie nach Uganda zu begleiten. Ihr Anruf kam an einem Dienstag. Donnerstags lernte ich Gabi kennen und freitags hatte ich bereits meinen Flug gebucht.
Es war nicht schwierig, mich zu überzeugen. Das Projekt hat mich von Anfang an begeistert und die Chemie zwischen Gabi und mir stimmte sofort. In meinem Freundes-, Familien- und Arbeitsumfeld haben sie sich von meinem Vorhaben mitreißen lassen. Viele haben etwas gespendet und Karten für die Weihnachtsaktion geschrieben.
In Afrika sind viele Dinge völlig anders als in Europa. Ich wusste, dass es eine emotionale Herausforderung wird. Damals in Mosambik hatte ich viel geweint. Und auch in Uganda musste ich weinen. Es macht was mit einem, Kinder zu sehen, die zerrissene Kleidung am Körper tragen und an Hunger leiden. Aber das Schöne an Sonrise Ministries ist, dass die Initiative so viel Hoffnung macht. Den Kindern, die dort angekommen sind, geht es gut. Diese Gewissheit hilft, den eigenen Schmerz zu überkommen. Es zeigt, dass man etwas nachhaltig verändern kann, wenn man sich engagiert.
Aber man braucht auch die richtigen Leute vor Ort. Und das haben die Sonrise Ministries. Viele von den lokalen Mitarbeiter:innen sind unerschrocken, weil sie selbst als Waisen groß geworden sind. Sie halten zusammen und stehen füreinander ein. Fast jeder dort ist Teil der Sonrise-Familie, selbst unser Busfahrer Sam oder Aisha, die als Juristin pro bono für die Initiative arbeitet. Die Kinder werden mit einem enormen Familienzusammenhalt groß. Wir als Außenstehende hätten niemals die Chance, ein solches Projekt auf die Beine zu stellen. Dennoch fehlt es an finanziellen Mitteln, aber auch an Erfahrungen in vielerlei Hinsicht. Hier können wir etwas beitragen.
In den Waisenhäusern leben Kinder aller Altersgruppen. Einer der Jugendlichen möchte unbedingt Medizin studieren. Immer, wenn der Krankenpfleger das Heim betritt, steht er da und fragt, ob er den Malariatest machen kann oder die Wunde versorgen darf. Ich habe mich lange mit ihm unterhalten und er hat sich bei mir für das „Erwachsenengespräch“ bedankt. Die Kinder und vor allem die Jugendlichen haben einen riesigen Wissensdurst. Die Erzieherinnen kümmern sich sehr liebevoll – aber sie hatten meist nicht das Privileg, eine Schule zu besuchen, und können der Neugier der Heranwachsenden kaum begegnen. Zudem sind die Kinder recht isoliert: Ihr Radius ist fußläufig, sie bekommen wenig von der Außenwelt mit, Internet gibt es nur sehr selten. Wir haben mit den Jugendlichen Computerkurse gemacht, ihnen E-Mail-Adressen eingerichtet. Mit uns in Kontakt zu sein, gibt den Kindern auch Mut und Hoffnung und Inspiration für das, was man im Leben alles machen kann.
Die Kinder achten aufeinander und sind herzlich zueinander. Alles wird geteilt. Wirklich alles. Und das bezieht nicht nur die „Geschwister“ in den Heimen mit ein, sondern die gesamte Gemeinde. Kleiderspenden werden mit den Dorfkindern geteilt. Die Gemeindemitglieder dürfen die Schule besuchen und Wasser aus dem Brunnen holen. Im Dorf gibt es Opa Stefan, der blind und hilfebedürftig ist. Jeden Tag besuchen ihn drei Kinder aus dem Children’s Home. Sie kochen für ihn, waschen für ihn, helfen ihm. Keiner der Kinder meckert je darüber, sie machen es gut und mit Herz. Es ist ein krasser Gegenpol zur Ich-bezogenen Gesellschaft in Europa. Von diesen kleinen Menschen können wir im privilegierten Globalen Norden noch lernen.
Die Kinder haben auch nicht geweint, als wir gefahren sind. Sie waren nicht traurig, dass wir gehen mussten, sie waren einfach dankbar für die Zeit und die Erfahrung mit uns. Sie haben eine andere Sicht auf die Dinge. Ich hingegen konnte meine Tränen nicht zurückhalten.
Wenn mich jetzt jemand fragt, wie es mir geht, sage ich: „Mir geht’s gut, könnte nicht besser sein.“ Meine Familie ist gesund. Ich habe großartige Freunde, ein Dach über dem Kopf und eine Arbeit, die mir Spaß macht. Es gibt nichts, aber auch gar nichts, über das ich mich beschweren könnte.
Ich möchte gerne wieder hinfliegen. Mein Chef weiß schon längst Bescheid. Worauf sollte ich auch warten? Das Leben ist jetzt. Ich bin gesund, ich habe die Kraft, körperlich und mental, mich zu engagieren. Es steht für mich außer Frage, dass ich weiter unterstützen werde – sowohl vor Ort als auch von zuhause.
Managerin ICD Operating Excellence bei Henkel
Der erste Besuch bei den Sonrise Ministries fühlte sich an, als hätte ich endlich meinen Platz im Leben gefunden. Ein Gefühl von Familie, auch weil die Kinder sofort ein sehr inniges Verhältnis zu mir aufgebaut haben. Die Organisation hat mich überzeugt, weil sie die Spendengelder nicht nur für sich selbst verwendet, sondern auch für Gemeindemitglieder. Das ist einzigartig in Uganda. Die drei Gründer sind selbst in einem Waisenhaus aufgewachsen. Sie stammen aus einer Baptistengemeinde und das Teilen ist für sie ein ganz wichtiger Bestandteil ihrer Religion. So lernen auch die Kinder schon von klein auf, dass sie von dem wenigen, was sie haben, immer wieder etwas abgeben müssen.
Seit meinem ersten Aufenthalt 2014 war ich insgesamt 11-mal in Uganda, meist für einen Monat. 2015 hat mich ein Kollege gefragt, ob er nicht mitkommen könnte. Durch die interne Kommunikation bei Henkel hat sich mein Engagement herumgesprochen und immer mehr Kolleg:innen wollten mit. Geplant war das nie, aber wir haben mittlerweile großen Zulauf: Letztes Jahr sind wir mit 17 Personen verreist – und 12 davon waren Kolleg:innen.
Die Reisen zu organisieren ist ein großer Aufwand, auch wenn wir offiziell nur als Vermittler zu den Sonrise Ministries tätig sind. Aber durch diese Reisen gewinnen wir Vertrauen. Denn die Menschen sehen, dass die Spenden auch zu 100 Prozent vor Ort ankommen. Alle laufenden Kosten bezahlen wir von den Mitgliedsbeiträgen des Vereins. Und was von den Beiträgen übrig ist, fließt zusätzlich in die Projekte.
Peace’s Hope ist zwar kein von Henkel initiiertes Projekt, aber unser Engagement wird inzwischen vielfach vom Unternehmen unterstützt. Für die Reisen gibt es bis zu fünf Tage Sonderurlaub. Die Fritz Henkel Stiftung hat finanziell zum Bau von Schulen, Wohnhäusern und Wasserbrunnen beigetragen und die MIT-Initiative steht mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Berichte in den internen und externen Foren über unsere Aktivitäten animieren nicht nur Kolleg:innen, sondern auch andere Interessierte, sich ebenfalls einzubringen.
Für mich ist es eine stete Lernkurve. Von jeder Teamreise lerne ich für das nächste Jahr. Das Lernen geht in beide Richtungen. Was ich im Verein lerne, kann ich bei der Arbeit anwenden, und umgekehrt. Beides erfordert gute Selbstorganisation und Flexibilität. Durch meine Erlebnisse in Uganda bin ich deutlich demütiger und genügsamer geworden. Dieses Streben nach immer mehr materiellen Dingen hat sich bei mir gänzlich aufgelöst. Ich bin dankbar für das, was ich habe, und ich weiß dies mehr denn je zu schätzen. Viele haben den Blick für das verloren, was sie alles haben – und dass sie deutlich privilegierter sind als die meisten Menschen auf dieser Welt.
Natürlich habe ich schon einmal darüber nachgedacht, hier die Zelte abzubrechen und ganz nach Uganda zu gehen. Aber das würde niemandem nutzen. Ich wäre eine zusätzliche Person vor Ort, die versorgt werden müsste und somit zwangsläufig Kosten erzeugt. Außerdem macht mir mein Job bei Henkel wirklich Spaß. Und: Indem ich hier darüber rede, kann ich viel mehr Aufmerksamkeit für das Projekt erzeugen. Das ist für mich die perfekte Balance.
Über die vergangenen zehn Jahre habe ich gesehen, wie die Projekte gewachsen sind. Früher haben die meisten Kinder in Mietshäusern gelebt – jetzt besitzt die Organisation eigene Häuser, es gibt Schulen und eine gesicherte Bildung für die Kinder. Auch die Kinder aus der Gemeinde dürfen diese Schulen besuchen. Damit haben wir inzwischen Einfluss auf das Leben von mehr als 10.000 Menschen. Und es wird immer mehr. Das nächste und gleichzeitig größte Projekt: Wir wollen ein Krankenhaus bauen. Mit Schwerpunkt auf Gynäkologie und Geburtshilfe, mit integrierter HIV-Station. Die Sterblichkeit von Müttern und Kindern ist in Uganda sehr hoch. Es wird ein paar Jahre dauern. In Uganda läuft das anders als in Deutschland: Man fängt mit dem Erdgeschoss an und nimmt dieses in Betrieb – und wenn wieder Geld da ist, macht man weiter.
Es ist unglaublich, was man erreichen kann, wenn man den ersten Schritt macht. Das kann jeder von uns. Man muss nur den Mut haben, anzufangen. Wir könnten vieles in der Welt verändern, wenn jeder den ersten Schritt machen würde.
Natürlich gibt es Momente, in denen es auch mir einmal zu viel wird. Aber ich muss mir nur ein Bild der Kinder anschauen und alles ist wieder gut.
Media Relations Managerin bei Henkel
Das Thema Kinderrechte lag mir schon immer besonders am Herzen. Kinder sind das kleinste und schwächste Glied in der Kette. Gleichzeitig sind sie unsere Zukunft. Wenn wir Kinder nicht mit Werten und Bildung ausstatten, dann hat unsere Gesellschaft keine Chance.
Zwischen Bachelor- und Masterstudium war ich für ein freiwilliges soziales Jahr in Chile und habe dort in einem Armenviertel im Kindergarten gearbeitet. Danach habe ich das Projekt während meines Studiums weiter unterstützt. Im Vollzeitjob fällt es mir oft schwer, Zeit für das Ehrenamt zu finden. Ich habe lange nach etwas gesucht, mit dem ich Berufsleben und privates Engagement verbinden kann. Vor ein paar Jahren habe ich Gabi kennengelernt und beschloss mit ihr nach Uganda zu fliegen. Doch dann kam die Pandemie dazwischen, deshalb hat es erst 2023 geklappt.
Ich war insgesamt vier Wochen in Uganda. Ich habe meinen Jahresurlaub aufgespart und fünf Tage Sonderurlaub bekommen. Meine Initiative wurde sofort mit offenen Armen empfangen – seitens meiner Vorgesetzten und auch meiner Kolleg:innen, die in meiner Abwesenheit natürlich mehr zu tun hatten. Auch die medizinische Vorbereitung lief über Henkel: Für jeden gab es einen individuellen Impfplan und eine Reiseapotheke.
Richtige Erwartungen hatte ich nicht. Die Erwartungshaltung war eher an mich selbst gerichtet. Ich wusste, ich muss offen sein, flexibel – denn es wird nie so, wie man es erwartet. Man muss sich öffnen für Andersartigkeit: Es ist nicht richtig oder falsch, wie es dort läuft, einfach anders. Aber ich wusste auch, dass ich das kann. Ich mag es, außerhalb meiner Komfortzone unterwegs zu sein.
Meist haben wir den Tag mit den Kindern verbracht. Sie hatten ein großes Bedürfnis nach Nähe. Einfach jemanden haben, mit dem sie kuscheln oder reden können. Sie leben in einer sehr großen Community wie Geschwister und werden liebevoll aufgezogen. Aber individuelle Zuwendung ist in einer so überdimensionalen Großfamilie einfach nicht möglich.
Ich habe mich lange mit einem Mädchen unterhalten, über ihre Wünsche und Träume. Sie möchte Jura studieren, um – wie sie sagt – die zu verteidigen, die sich nicht selbst verteidigen können. Danach hat sie mir einen Brief geschrieben und sich für das Gespräch bedankt. Was für mich zwar schön, aber irgendwie selbstverständlich war, war für sie „das Größte“. Sie sagt, dass ich ihr das Gefühl gegeben habe, dass sie etwas erreichen kann. Das Wertvolle ist das Immaterielle. Das Zwischenmenschliche. Das erzielt bei den Kindern einen Effekt – aber natürlich auch bei uns.
Die Zeit war anstrengend, aber auf komplett andere Weise als ein Tag im Büro. Man wird von den Einzelschicksalen ein Stück weit erschlagen. Emotional ist das extrem herausfordernd. Man hat zwei Möglichkeiten: Man kann sich überwältigt fühlen und gar nichts machen. Oder man sagt „es gibt wahnsinnig viel zu tun“ und nimmt das als Motivation, überhaupt anzufangen. Natürlich ist es nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Aber wenn es um ein Kind geht, ist es das immer wert. Bei den Sonrise Ministries leben 250 Kinder, die mit Werten wie Nächstenliebe, Teilen und demokratischem Denken aufwachsen. Die eine Schulbildung erhalten. Das ganze Projekt wurde ja initiiert von ehemaligen Waisenkindern. Wenn ich mir überlege, was die Kinder, die jetzt dort sind, auf dieser Grundlage einmal bewegen können. Indem sie sich politisch engagieren, sich in das Gesundheitssystem einbringen – oder einfach nur, indem sie gute Mitmenschen sind. Man kann das System nicht allein verändern. Aber man kann Teil eines Effekts sein, der große Kreise zieht.
Wir haben im Alltag geholfen, eine Mauer gebaut, einen Hühnerstall errichtet und eine Weihnachtsaktion organisiert. Außerdem haben wir viele Sachspenden von unseren Familien, Freunden und Kolleg:innen mitgebracht, die sortiert und verteilt werden mussten. Natürlich war das schön für die Kinder und für uns. Aber unser Aufenthalt hatte einen viel langfristigeren Effekt: Das war kein Urlaub, den man beendet und weitermacht wie vorher. Ich fühle mich verantwortlich. Ich bin Mitglied im Verein und möchte einzelne Kinder, die mir besonders ans Herz gewachsen sind, finanziell unterstützen. Um ihre Schulausbildung zu garantieren. Das ist so essenziell.
Ehrenamt generell ist so wichtig. Es gibt viele Bereiche in unserer Gesellschaft, die ohne dieses Engagement gar nicht existieren würden. Jeder kann etwas beitragen. Wenn man keine Zeit hat, kann man vielleicht durch finanzielle Unterstützung helfen – beides ist wertvoll.
Managerin Strategy & Portfolio bei Henkel
Ich hatte schon lange einen Bezug zu Afrika. Als Schülerin durfte ich den damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler auf seiner Staatsreise nach Mosambik, Madagaskar und Botswana begleiten. Ich war damals erst 15 Jahre alt. Nach der Reise habe ich viele Vorträge gehalten, Spenden gesammelt und damit ein Projekt für Straßenkinder in Madagaskar unterstützt. Eine gute Freundin bei Henkel wusste davon und fragte, ob ich nicht Lust hätte, sie nach Uganda zu begleiten. Ihr Anruf kam an einem Dienstag. Donnerstags lernte ich Gabi kennen und freitags hatte ich bereits meinen Flug gebucht.
Es war nicht schwierig, mich zu überzeugen. Das Projekt hat mich von Anfang an begeistert und die Chemie zwischen Gabi und mir stimmte sofort. In meinem Freundes-, Familien- und Arbeitsumfeld haben sie sich von meinem Vorhaben mitreißen lassen. Viele haben etwas gespendet und Karten für die Weihnachtsaktion geschrieben.
In Afrika sind viele Dinge völlig anders als in Europa. Ich wusste, dass es eine emotionale Herausforderung wird. Damals in Mosambik hatte ich viel geweint. Und auch in Uganda musste ich weinen. Es macht was mit einem, Kinder zu sehen, die zerrissene Kleidung am Körper tragen und an Hunger leiden. Aber das Schöne an Sonrise Ministries ist, dass die Initiative so viel Hoffnung macht. Den Kindern, die dort angekommen sind, geht es gut. Diese Gewissheit hilft, den eigenen Schmerz zu überkommen. Es zeigt, dass man etwas nachhaltig verändern kann, wenn man sich engagiert.
Aber man braucht auch die richtigen Leute vor Ort. Und das haben die Sonrise Ministries. Viele von den lokalen Mitarbeiter:innen sind unerschrocken, weil sie selbst als Waisen groß geworden sind. Sie halten zusammen und stehen füreinander ein. Fast jeder dort ist Teil der Sonrise-Familie, selbst unser Busfahrer Sam oder Aisha, die als Juristin pro bono für die Initiative arbeitet. Die Kinder werden mit einem enormen Familienzusammenhalt groß. Wir als Außenstehende hätten niemals die Chance, ein solches Projekt auf die Beine zu stellen. Dennoch fehlt es an finanziellen Mitteln, aber auch an Erfahrungen in vielerlei Hinsicht. Hier können wir etwas beitragen.
In den Waisenhäusern leben Kinder aller Altersgruppen. Einer der Jugendlichen möchte unbedingt Medizin studieren. Immer, wenn der Krankenpfleger das Heim betritt, steht er da und fragt, ob er den Malariatest machen kann oder die Wunde versorgen darf. Ich habe mich lange mit ihm unterhalten und er hat sich bei mir für das „Erwachsenengespräch“ bedankt. Die Kinder und vor allem die Jugendlichen haben einen riesigen Wissensdurst. Die Erzieherinnen kümmern sich sehr liebevoll – aber sie hatten meist nicht das Privileg, eine Schule zu besuchen, und können der Neugier der Heranwachsenden kaum begegnen. Zudem sind die Kinder recht isoliert: Ihr Radius ist fußläufig, sie bekommen wenig von der Außenwelt mit, Internet gibt es nur sehr selten. Wir haben mit den Jugendlichen Computerkurse gemacht, ihnen E-Mail-Adressen eingerichtet. Mit uns in Kontakt zu sein, gibt den Kindern auch Mut und Hoffnung und Inspiration für das, was man im Leben alles machen kann.
Die Kinder achten aufeinander und sind herzlich zueinander. Alles wird geteilt. Wirklich alles. Und das bezieht nicht nur die „Geschwister“ in den Heimen mit ein, sondern die gesamte Gemeinde. Kleiderspenden werden mit den Dorfkindern geteilt. Die Gemeindemitglieder dürfen die Schule besuchen und Wasser aus dem Brunnen holen. Im Dorf gibt es Opa Stefan, der blind und hilfebedürftig ist. Jeden Tag besuchen ihn drei Kinder aus dem Children’s Home. Sie kochen für ihn, waschen für ihn, helfen ihm. Keiner der Kinder meckert je darüber, sie machen es gut und mit Herz. Es ist ein krasser Gegenpol zur Ich-bezogenen Gesellschaft in Europa. Von diesen kleinen Menschen können wir im privilegierten Globalen Norden noch lernen.
Die Kinder haben auch nicht geweint, als wir gefahren sind. Sie waren nicht traurig, dass wir gehen mussten, sie waren einfach dankbar für die Zeit und die Erfahrung mit uns. Sie haben eine andere Sicht auf die Dinge. Ich hingegen konnte meine Tränen nicht zurückhalten.
Wenn mich jetzt jemand fragt, wie es mir geht, sage ich: „Mir geht’s gut, könnte nicht besser sein.“ Meine Familie ist gesund. Ich habe großartige Freunde, ein Dach über dem Kopf und eine Arbeit, die mir Spaß macht. Es gibt nichts, aber auch gar nichts, über das ich mich beschweren könnte.
Ich möchte gerne wieder hinfliegen. Mein Chef weiß schon längst Bescheid. Worauf sollte ich auch warten? Das Leben ist jetzt. Ich bin gesund, ich habe die Kraft, körperlich und mental, mich zu engagieren. Es steht für mich außer Frage, dass ich weiter unterstützen werde – sowohl vor Ort als auch von zuhause.
SOZIALES ENGAGEMENT
GEMEINSAM FÜR EINE LEBENSWERTE ZUKUNFT
Mit Leidenschaft und Einsatz die Wege in eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle ebnen – das ist eines unserer Ziele als „Pioneers at heart for the good of generations“. Organisationen und private Initiativen weltweit sind auf die Unterstützung von Menschen angewiesen, die bereit sind, ehrenamtlich zu helfen.
SPOTLIGHT
MAGAZIN
Entdecke unsere Themenwelten mit Geschichten und Experteneinblicken zu Innovation, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und zur Kultur bei Henkel.