Zwei herausragende Persönlichkeiten der Digitalbranche kommen zusammen und sprechen über Innovation und die Veränderungen, die unsere Zeit prägen: Tijen Onaran ist Gründerin und CEO von Global Digital Women und gilt in Deutschland als eine der wichtigsten Diversity Consultants. Dr. Salima Douven treibt als Head of Open Innovation & Incubation bei Henkel dx, dem Digitalbereich von Henkel, neue Ideen und Innovationen voran. Herausgekommen ist ein ehrliches Gespräch über Diversität und eine Macher:innen-Mentalität, die sich zu einem entscheidenden Vorteil im Business entwickelt.
Tijen: Salima, schön, dass wir miteinander sprechen können. Wir beginnen – ganz wie es sich für ein Gespräch über Innovation gehört – mit einem Pitch: Du bist Head of Open Innovation & Incubation bei Henkel dx, dem Digitalbereich von Henkel. Wie erklärst du deinen Job?
Salima: Um mal in Pitch-Länge zu bleiben: Mein Team und ich arbeiten daran, den Konzern Henkel in das Zeitalter der Digitalisierung zu führen und Innovation möglichst effektiv auf die Straße zu bringen.
Tijen: Perfekter Elevator-Pitch! Sehr untypisch für unseren Arbeitsbereich Innovation ist, dass du schon lange bei Henkel bist. Was hält dich in dem Konzern?
Salima: Ich bin schon seit 2008 dabei. Ich habe zwar während meiner Promotion für eine andere Firma gearbeitet, aber ein Stück weit war Henkel mein erster richtiger Arbeitgeber. Frisch von der Uni war mir klar, dass ich für einen großen Konzern arbeiten wollte. Aber dass es am Ende wirklich mehr als 14 Jahre werden, hätte ich selbst nicht gedacht. Henkel hat mir stets ein gutes Umfeld geliefert, ich habe viele spannende Themen bearbeiten dürfen und bin relativ schnell in den Bereich der Digitalisierung eingestiegen. Bereits damals habe ich erkannt, dass es hier viel zu tun gibt – und immer noch gibt! Kein Tag ist wie der andere und deswegen ist selbst nach 14 Jahren noch kein Ende in Sicht – auch wenn das für heute eher unüblich sein mag.
Tijen: Das sehe ich ganz ähnlich. Wenn man heute Lebensläufe auf dem Tisch hat, ist es immer wieder faszinierend, wie viel so Menschen in jungen Jahren bereits gerockt haben: Ausbildung, Start-ups, Interessen in verschiedensten Bereichen. Damals in meiner Bewerbungszeit war das noch anders. Da war es nicht cool, so viel zu wechseln. Heute ist das normal, ja sogar ein absoluter Mehrwert.
Es ist auch ein Ausdruck von Diversität - in diesem Sinne Karrierediversität. Gefragt ist nicht mehr der perfekte lineare Lebenslauf. Auch Ecken und Kanten sind ok, es werden mehr verschiedene Lebensläufe zugelassen – ich finde das eine echte Bereicherung.
Salima: Das stimmt, das hat sich total verändert. Was früher eher negativ und sprunghaft erschien, gilt heute als Vielseitigkeit, Flexibilität und Interesse in vielen Bereichen. Die Perspektive hat sich gedreht. Das ist natürlich gut so, ich sehe das in meinem eigenen Umfeld.
Tijen: Du bist täglich in Kontakt mit Start-ups und jungen Unternehmen. Hast du selbst Start-up-Erfahrung?
Salima: Während meiner Promotion habe ich mit einer Freundin ein Start-up zum Thema Wahlverwandtschaften gegründet. Hier geht es darum, Menschen, die keine Blutsverwandtschaft haben, mit Gleichgesinnten zu verbinden. Sehr oft kam es zu Ablehnung, es hat viel Zeit und Ressourcen gekostet, die administrativen Hürden zu meistern. Es gab immer wieder Momente, in denen wir aufgeben wollten. Aber wir haben uns durchgesetzt. Wir wollten ein Thema bearbeiten, das es so bisher noch nicht gab, für viele Menschen eine wichtige Innovation schaffen. Bis heute eine prägende Erfahrung für mich.