Eduardo: Es ist schön zu sehen, dass man seine eigene Vision vorantreibt und wir sind stolz darauf, was wir schon alles erreicht haben. Allerdings birgt eine Gründung auch ein hohes Risiko und vor allem am Anfang sieht man noch keine greifbaren Ergebnisse. Man vertraut einfach darauf, dass es funktionieren wird. Eigentlich ist das überhaupt nicht logisch, weil man sich auf etwas verlässt, das es noch gar nicht gibt und von dem man nicht weiß, ob es überhaupt gelingen wird. Trotzdem glauben wir einfach daran.
Das Team von Horus Prosthetics rund um Gründer Eduardo Sotelo.
Was macht eure Prothesen so besonders und was ist eure Vision damit?
Eduardo: Aktuell werden viele prothetische Lösungen hauptsächlich für Industrieländer entwickelt. Unsere Produkte sind gut, günstig und langlebig und sollen Menschen in ärmeren Gebieten die Möglichkeit geben, ihr Leben so uneingeschränkt wie möglich weiterzuleben und arbeiten zu gehen. Unsere Prothese setzt sich aus verschiedenen Einzelteilen zusammen. Das Kernstück, das von uns entwickelt und produziert wird, ist das Kniegelenk. Den Fuß kaufen wir von einer Firma in Oberbayern. Der Geschäftsführer hat selbst bereits in Ecuador gelebt, kennt die lateinamerikanische Welt und vertritt dieselben nachhaltigen Werte und Ziele wie wir. Für den Schaft arbeiten wir mit einem Unternehmen in Berlin zusammen und möchten das Produktionsverfahren in Peru einführen. Die Herstellung des Schafts ist wesentlich schwieriger, eine Massenproduktion ist nicht wirklich möglich. Das liegt daran, dass jede Amputation anders ist und der Schaft an den Menschen angepasst werden muss. Somit ist jeder Schaft ein Einzelstück, das vor Ort produziert werden muss. Dafür nutzen wir ein digitales Verfahren, mit dem auf Basis des Stumpfmaßes ein erstes Modell erstellt werden kann.
Wie geht ihr vor, um möglichst kostengünstige und trotzdem langlebige Prothesen herzustellen?
Eduardo: Bei der Beschaffung unserer Materialien suchen wir nach kreativen Wegen und Werkstoffen, die eine gute Qualität haben und trotzdem günstig sind, um den Preis der Prothese gering halten zu können. Für unser Kniegelenk und die Montage der einzelnen Bauteile nutzen wir zum Beispiel Fügeklebstoffe, um das Rohr mit der Rohrhöhle und das Rillenkugellager mit der Achse zu verbinden. Das geht schnell und ist günstiger als eine Bohrung oder Klemmverbindung. Eine andere Herausforderung, die wir durch den Einsatz von Klebstoffen meistern konnten, war die Kostensenkung bei der Herstellung des Schafts. Der Stumpfschutz ist aus Silikon und einem Gewebe gefertigt, dem Liner, das sehr teuer ist. Wir haben einen Hersteller in Deutschland gefunden, der dieses Material günstiger herstellt, doch das Problem war, dass sich der Werkstoff in die Breite und die Länge gedehnt hat. Die Längsdehnung ist für eine Prothese inakzeptabel, da diese Elastizität beim Laufen ständig den Bewegungsablauf stören würde. Wir haben schließlich eine Stoff-Stoff-Verklebung im Schaft verwendet und Band eingesetzt, das an den Stoff geklebt wurde. Auf diese Weise können wir die Dehnung nach oben verhindern und die Kosten für den Liner reduzieren. So helfen uns Klebstoffe dabei, unser Ziel von günstigen Prothesen zu verwirklichen, weil sie für einige Verbindungen die ökonomischste Lösung sind. Darüber hinaus erzielen wir damit langlebige Verbindungen, die noch dazu leicht sind und das Design verbessern.