Entdecken Sie die Marken und Technologien unserer Unternehmensbereiche Adhesive Technologies und Consumer Brands.
Christina: Textiltechnolog:innen beschäftigen sich mit dem Design, der Herstellung und Veredelung von Fasern und textilen Produkten wie Garnen und textilen Flächen und allen damit verbundenen technischen Fragestellungen. Darüber hinaus prüfen, analysieren und überwachen sie Prozesse aller Entwicklungs- und Verarbeitungsstufen, die in der Textilindustrie anfallen, bevor es überhaupt ans Design und die Verarbeitung zu einem fertigen Kleidungsstück – für diesen Teil ist die Bekleidungsindustrie zuständig. Die Textil- und Bekleidungsindustrie unterliegt sehr komplexen Prozessen, in die viele Industriezweige eingebunden sind – oftmals verteilt auf unterschiedliche Kontinente. Das erfordert sehr viele Ressourcen sowie ein umfassendes Logistikmanagement. Seit einigen Jahren ist nun ein Wandel in der Industrie zu beobachten: Diese Prozesse sollen nachhaltiger gestaltet werden, insbesondere kreislauffähiger und transparenter. Das ist auch dringend notwendig, denn die Textil- und Bekleidungsindustrie ist eine der größten und wichtigsten Konsumgüterbranchen, die allerdings auch sehr viele Ressourcen verbraucht.
Die Textil- und Bekleidungsindustrie unterliegt komplexen Prozessen, in die viele Industriezweigen eingebunden sind – oftmals verteilt auf unterschiedliche Kontinente.
Christina Röleke, Textiltechnologin bei Henkel
Christina: Da die Prozesse der Textilindustrie so komplex sind, ist natürlich auch die Umgestaltung in eine nachhaltige Produktion komplex. Erst wenn alle Stufen nachhaltig sind, also von der Faser bis zum fertigen Kleidungsstück, können wir von nachhaltiger Produktion und nachhaltigen Textilien sprechen. Viele Unternehmen in der Textilindustrie hinterfragen mehr und mehr ihre Geschäftsmodelle und entwickeln neue, nachhaltigere Strategien: Ressourcenschonende Prozesse zur Wasser- oder Chemikalienrückgewinnung rücken in den Fokus, Abfallvermeidung spielt eine sehr große Rolle und man befasst sich mit den Chancen umweltschonender Rohstoffgewinnung. Auch das Thema soziale Verantwortung gewinnt an Bedeutung: Angefangen bei besseren Arbeitsbedingungen bis hin zu gerechter Bezahlung – all das wird immer wichtiger und das ist ausgezeichnet! Gleichzeitig sind aber auch die Verbraucher:innen gefragt, ihren Konsum zu hinterfragen, mehr Wert auf Qualität zu legen und neugierig zu bleiben und dadurch neue, nachhaltige Konzepte zu entdecken.
Christina: Mit der richtigen Pflege können wir zur Verlängerung des Lebenszyklus von Textilien beitragen. Nehmen wir das Beispiel von Second-Hand-Kleidung. Diese Artikel haben bereits viele Wasch- und Tragezyklen hinter sich, sind beanspruchter, möglicherweise empfindlicher und benötigen besondere Schonung. Das berücksichtigen wir in der Erforschung neuer Formulierungen für unsere Waschmittel. Gleichzeitig beobachten wir, dass viele Kleidungsstücke aus Fasermischungen bestehen, zum Beispiel aus einem Anteil Baumwolle und einem Anteil Polyester. Jeder Fasertyp hat andere Eigenschaften. Das stellt nicht nur Recycling-, sondern auch Waschprozesse vor Herausforderungen. Zusätzlich werden mittlerweile zu einem großen Teil synthetische Materialien genutzt. Insbesondere Polyester wird häufig eingesetzt, zum einen aus Kostengründen, zum anderen, lassen sich Polyesterfasern hervorragend modifizieren. Textilien erhalten dadurch besondere Eigenschaften, zum Beispiel können Sporttextilien Feuchtigkeit besser transportieren.
Christina: Der Faserstoff, der aus meiner Sicht in den nächsten zehn Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird, sind cellulosische Fasern wie Lyocell. Die cellulosischen Fasern werden bislang aus natürlichen Rohstoffen wie schnell nachwachsenden Hölzern gewonnen. Es gibt vielversprechende Ansätze, die Rohstoffe für diese Fasergattung auf der Basis aufbereiteter cellulosischer Abfälle herzustellen. Herausforderungen dabei wären zum einen die Festigkeit der Fasern und zum anderen die höheren Herstellungskosten, beispielsweise im Vergleich zu Polyester. Allein aus wirtschaftlichen Gründen wird Polyester daher in den nächsten zehn Jahren sehr wahrscheinlich weiterhin häufig verwendet. Zwar entwickelt sich die Forschung zu biobasierten Polyesterfasern parallel weiter, sie wird jedoch in diesem Zeitraum noch keine preislichen Alternativen schaffen. Recycelte Materialien werden zunehmen, sofern die Recyclingprozesse hierfür ein wettbewerbsfähiges Preis-Leistungs-Verhältnis erreichen. Auch Baumwolle wird es in den nächsten zehn Jahren weiterhin geben, allerdings reduziert und mit Fokus auf ökologischer, zertifizierter Baumwolle, sowie in Form von Second-Hand-Textilien.
Als Waschmittelhersteller sind wir Teil des Lebenszyklus von Textilien.
Christina Röleke, Textiltechnologin bei Henkel
Christina: Ja, unbedingt. Als Waschmittelhersteller sind wir Teil des Lebenszyklus von Textilien, da wir sie nach dem Kauf begleiten. Wenn sich das Bewusstsein dahingehend ändert, dass Textilien künftig länger in unseren Kleiderschränken „leben“ als nur eine Saison, dann begleiten wir sie zukünftig auch über einen viel längeren Zeitraum. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, neue Entwicklungen in der Textil- und Modeindustrie direkt zu Beginn zu verstehen: Was bedeutet das für unsere Wäschepflege? Welche technologischen Bedürfnisse entstehen daraus? Wenn wir uns bereits im Entstehungsprozess von Textilien Gedanken über die Entsorgung machen, müssen wir uns unbedingt auch den Fragen nach der Pflege stellen und Lösungen schaffen, um diese nachhaltigeren Prozesse zu unterstützen.
Christina: Der erste und wichtigste Schritt ist es, zu überlegen: Was habe ich mit dem Kleidungsstück überhaupt gemacht? Habe ich es zum Sport oder bei der Gartenarbeit getragen oder nur im Homeoffice? Dementsprechend kann ich meine Wäsche vorsortieren und nach einem Blick in das Etikett mit der Waschanleitung über die Programmwahl entscheiden. Benötige ich ein intensives Waschprogramm mit stärkerer mechanischer Einwirkung oder reicht womöglich auch ein Kurzprogramm? Bei manchen Kleidungsstücken genügt durchaus eine Kaltwäsche bei 20 Grad Celsius, wenn sie beispielsweise nur leicht verschmutzt sind.
Achtsamkeit hilft auch beim Wäschewaschen und schont nicht nur die Textilien, sondern auch die Umwelt und den Geldbeutel.
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