In unserem Podcast haben Sie es bereits angesprochen, aber erklären Sie uns doch noch einmal: Was genau ist unter dem Begriff Kreislaufwirtschaft zu verstehen, wenn wir von Verpackungen sprechen?
Bernd Draser: Der Lebensweg einer Verpackung beginnt bei der Gewinnung der benötigten Rohstoffe. Diese werden transportiert und raffiniert, also weiterverarbeitet, bis sie schließlich zur Verpackung werden. Unmittelbar nach der Nutzung verschwinden sie dann meist in der Entsorgung. Und hier kommt die Kreislaufwirtschaft ins Spiel: Wir wollen viel weniger direkt aus der Natur ziehen, um Schäden am Ökosystem zu vermeiden und kommenden Generationen ausreichend Ressourcen zu hinterlassen. Deshalb versuchen wir, die einmal verwendeten Materialien möglichst lange und häufig weiter zu nutzen. Je mehr wir sie wiederverwenden, desto weniger müssen wir neu aus der Natur ziehen. Nehmen wir als Beispiel einen einfachen Joghurtbecher. Dieser ist häufig aus Polypropylen (PP) gefertigt und mit einer Alufolie verschlossen. Das PP-Granulat, aus dem der Becher gefertigt ist, wird aus Erdöl hergestellt. Das Aluminium für die Folie wiederum wird unter sehr hohem Energieaufwand aus Bauxit gewonnen. Mit einem einfachen Handgriff können wir die Folie vom Becher entfernen und schon sind beide sortenrein trennbar. Aus dem Becher wird dann wieder ein Granulat, das beispielsweise einer Waschmittelverpackung beigemischt werden kann. Ziel ist es, möglichst viele Produkte und Verpackungen so zu gestalten, dass der größte Teil des Materials wiederverwendet werden kann.
Oftmals bedarf es einer Verpackung auch aufgrund von regulatorischen Kennzeichnungspflichten, beispielsweise die Angabe von Inhaltsstoffen. Hier ist wichtig, dass sich die Verpackungsdesigner:innen Gedanken bezüglich ihrer sortenreinen Trennbarkeit machen.
Wir leben leider in einer Wegwerfgesellschaft – Kann durch ein smartes Produktdesign auf dieses Verhalten Einfluss genommen werden?
Bernd Draser: Ja, und zwar auf verschiedenen Ebenen: Ein erster Schritt wäre es, Einwegverpackungen so zu gestalten, dass sie sortenrein trennbar sind, also nur aus einem einzigen Material bestehen, beziehungsweise sich in einzelne Materialien auftrennen lassen. Eine wichtige Aufgabe der Verpackungsgestaltung ist die Verwendung recycelter Kunststoffe. Ein Rezyklat hat nicht die gleiche Qualität wie ein frischer Kunststoff, ist aber dennoch meist gut für Verpackungszwecke geeignet. Verpackungsdesigner:innen können außerdem überlegen, ob eine Mehrweglösung Sinn machen könnte. Ein solches Produkt-Service-System hält die Verpackungen länger im Kreislauf – entsprechend weniger Neumaterial wird benötigt. Zuletzt möchte ich noch einen ästhetischen Aspekt erwähnen: Wir betrachten Verpackungen in den allermeisten Fällen als Einwegprodukte, vor allem wenn sie aus Kunststoff bestehen. Während bei Marmeladengläsern eine Zweitnutzung im Haushalt durchaus normal ist, ist das bei Kunststoffverpackungen noch schwer vorstellbar. Auch hier kann ein ansprechendes Design entgegenwirken.