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Der Internationale Frauentag ist ein toller Anlass, um Frauen und ihre Erfolge zu feiern. Doch der Tag sollte auch zum Nachdenken anregen: Wir sollten uns fragen, warum wir immer noch einen besonderen Tag brauchen, um Gleichberechtigung und Frauenpower zu „feiern“. #ChooseToChallenge lautet das Motto des Internationalen Frauentags in diesem Jahr. „Choose“ im Sinne von „sich dafür zu entscheiden“ bringt es auf den Punkt, denn das richtige Mindset ist ausschlaggebend für mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen. Dafür ist es wichtig, endlich das Klischee zu überwinden, dass eine berufstätige Mutter per se ein Problem darstellt. Ich habe den Eindruck, dass COVID-19, statt hier Fortschritte zu bringen, viele Klischees zum Teil sogar noch bestärkt. Frauen müssen Homeschooling, Haushalt und Homeoffice unter einen Hut bringen, und allzu oft scheint es in erster Linie die Aufgabe der Frau zu sein, hier die richtige Balance zu finden. Das ist weit entfernt von Gleichberechtigung.
Eine Studie, die ich kürzlich gelesen habe, zeigt, dass sich bei einem Drittel der Mütter das psychische Wohlbefinden nach der Geburt eines Kindes deutlich verschlechtert. Doch nicht das Kind selbst stellt eine psychische Belastung dar, sondern vielmehr das Umfeld und die Erwartungen an das Muttersein. Das habe ich besonders deutlich gespürt als ich vor einigen Jahren mit meinem Mann und unseren drei Söhnen nach Deutschland gezogen bin. Ich war überrascht, dass Gleichberechtigung hier ein so großes Thema ist. Ich erlebe häufig, wie sehr arbeitende Mütter stigmatisiert werden und wie sehr sie sich selbst unter Druck setzen.
„Es ist schon lange überfällig, Stigmatisierungen und Klischees zu überwinden. Wir müssen unser Mindset ändern. Karriere zu machen UND Mutter zu sein ist möglich!“
Ich glaube, dass drei Dinge wichtig sind: Flexibilität, Infrastruktur und Kultur. Flexibilität ist der Schlüssel für alles. Als junge Mutter hatte ich kaum Zeit für mich selbst. Für mich hatte und hat meine Familie oberste Priorität, dicht gefolgt von meiner Arbeit. Glücklicherweise haben mich mein Mann, meine Kolleg:innen und meine Vorgesetzten immer unterstützt und mir die Flexibilität gegeben, meine Arbeit so zu organisieren, dass es gut zu meinem Alltag als Mutter passt. Flexible Arbeitszeiten sind wichtig. Wir sollten uns zutrauen, Vollzeitarbeit auf eine andere und flexiblere Weise neu zu definieren. Jeder arbeitet auf seine eigene Art und Weise. Manche Kolleg:innen sitzen vielleicht lieber abends am Schreibtisch, nachdem sie nachmittags Zeit mit den Kindern verbracht haben. Aus diesem Grund sollten Unternehmen den Eltern mehr Flexibilität einräumen (Achtung: nicht nur den Müttern!). Ein wesentlicher Teil einer guten Work-Life-Flexibilität ist es, Müttern und Vätern mehr Freiheiten zu geben. Dazu gehört die Möglichkeit, nicht nur im Büro, sondern auch von zu Hause oder einem anderen Ort aus zu arbeiten. In diesem Zusammenhang spielt die Infrastruktur eine große Rolle. An unserem Hauptsitz in Düsseldorf gibt es drei Kindergärten für Henkel-Mitarbeiter:innen. Darüber hinaus bietet das Unternehmen über seine sogenannten Sozialen Dienste besondere Unterstützung bei der Kinderbetreuung oder anderen privaten Herausforderungen. Vor Kurzem sind wir eine Partnerschaft mit voiio eingegangen, einer virtuellen Plattform, die digitale Kinderbetreuung anbietet.
Natürlich ist die Förderung von Gleichberechtigung auch eine kulturelle Frage. Deshalb betrachten wir Diversität ganzheitlich als Führungsthema. Auf der Managementebene leben wir Vielfalt und Gleichberechtigung und fördern proaktiv eine inklusive Führungskultur. Es ist wichtig, dass unsere Führungskräfte Verantwortung übernehmen. Das heißt, dass wir Führung auch an diesen Themen messen müssen. Es reicht nicht aus, dass Führungskräfte über Fachwissen verfügen und gute Zahlen liefern. Starke Führung zeichnet sich durch einen hohen Grad an Unterstützung, Wertschätzung, Empathie und Inklusion gegenüber den Mitarbeiter:innen aus.
Ein wesentlicher Teil einer guten Work-Life-Flexibilität ist es, Müttern und Vätern mehr Freiheiten zu geben. Dazu gehört die Möglichkeit, nicht nur im Büro, sondern auch von zu Hause oder einem anderen Ort aus zu arbeiten.
Sylvie Nicol, Personalvorständin von Henkel
Ich möchte ehrlich sein: Es ist ganz und gar nicht leicht, gleichzeitig Mutter und Karrierefrau zu sein. Ehrlich gesagt ist es sogar ganz schön schwierig, auch für mich. Viele Jahre habe ich die Chance, in unsere Zentrale nach Düsseldorf zu wechseln, wegen meiner Kinder nicht genutzt. Als sie dann alt genug waren und ich das Gefühl hatte, dass es der richtige Zeitpunkt in meinem beruflichen und privaten Leben war, habe ich das Angebot gerne angenommen. Doch – und das ist wirklich wichtig für mich – mir wurde nie eine mögliche Weiterentwicklung meiner Familie wegen verweigert. Im Gegenteil, während meiner gesamten Karriere haben mich meine Vorgesetzten und Mentor:innen unterstützt.
Unter den richtigen Umständen und mit dem Selbstverständnis, dass Frauen und Männer gleichermaßen für Familie und Kinder verantwortlich sind und auch die gleichen Voraussetzungen für ihre Karriere haben, können wir etwas verändern und individuelle Lösungen finden. Lösungen, die für beide funktionieren.
Damit Privatleben und Beruf miteinander in Einklang gebracht werden können, ist es notwendig, Leistungen und Ergebnisse nicht an der Präsenz zu messen. Mit flexiblen Arbeitsmodellen bringen wir unseren Mitarbeiter:innen Vertrauen und Verständnis für ihre individuelle Situation als Mutter oder auch Vater entgegen und fördern gleichzeitig ihre Motivation.
Warum Kinder als „Karriere-Killer“ betrachten? Für mich sind meine Kinder eher ein weiterer Treiber meiner Karriere. Sie sind beeindruckt und stolz darauf eine Mutter zu haben, die auch beruflich erfolgreich ist, was mich wiederum enorm motiviert. Ich bin davon überzeugt, dass ich durch mein Muttersein persönlich und beruflich gewachsen bin.
Daher möchte ich Frauen motivieren: Seid stolz auf euch und eure unglaubliche Leistung während der COVID-19-Pandemie! Habt den Mut, für Gleichberechtigung zu kämpfen. Und liebe Männer, wenn ihr etwas für die Gleichberechtigung tun wollt, fangt bei euch selbst an! Teilt euch die Kinderbetreuung und die Hausarbeit gleichberechtigt mit eurer Partnerin auf. So einfach ist das – oder besser gesagt, ist das denn so schwer?
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