Female Empowerment beginnt mit jeder Einzelnen von uns: Wir müssen vorleben, was wir predigen – im Job, wie auch in der Familie. Und das nicht nur für uns, sondern auch für unsere Folgegenerationen. Das bedeutet auch, eigene Entscheidungen zu treffen und sich beim Thema Kind und Karriere nicht beeinflussen zu lassen.
Ich bin fest davon überzeugt, als arbeitende Mutter positiv das Wertebild meiner beiden Söhne zu beeinflussen und so auch indirekt zu Female Empowerment beizutragen. Bestimmt werden mir die späteren Partnerinnen meiner Söhne unbewusst dafür dankbar sein.
„Female Empowerment ist dabei der Schlüssel, um die Herausforderungen, denen Frauen weltweit gegenüberstehen, anzugehen.“
Die Chancengleichheit von Frauen und Mädchen ist in vielen Ländern nicht gewährleistet. Sind dir in den verschiedenen Ländern besondere Ursachen dafür aufgefallen?
Bisher habe ich vor allem drei Phänomene erlebt: Oft fehlt den Familien das Schulgeld, das – im Gegensatz zu Deutschland – in den meisten Ländern anfällt. Oder die Mädchen müssen bereits im Kleinkindalter arbeiten, um Geld zu verdienen und ihre Familien zu unterstützen.
In vielen Ländern wird ihnen auch kulturell bedingt eingebläut, dass sie weniger wert sind als Männer und dementsprechend verhalten sie sich auch so. ‚Du hast eh keine Chance‘ ist daher auch der Schlüsselsatz, der uns zu Schwarzkopf „Million Chances“ inspiriert und dann letztlich bewegt hat, die Initiative vor gut zwei Jahren ins Leben zu rufen.
Was macht Mädchen später zu starken Frauen?
Bildung, zum Beispiel Lesen und Schreiben zu lernen, sollte für alle ein Grundrecht sein – Jungen wie Mädchen. Meiner Meinung nach ist es entscheidend, wie Mädchen aufwachsen: Ist Gleichberechtigung für sie selbstverständlich? Haben sie starke weibliche Vorbilder, die sie unterstützen und an denen sie sich orientieren können? Wichtig ist es, Eigenschaften wie Selbstbewusstsein, Mut, eine gesunde Portion Ehrgeiz und Durchhaltevermögen erlernen zu können.
Gibt es ein Projekt, das dir in den zwei Jahren besonders in Erinnerung geblieben ist?
Anfang 2018 war ich in Port-au-Prince auf Haiti, eines der ärmsten Länder der Welt, wo die Bevölkerung noch immer an den Folgen der letzten Erdbeben und Tropenstürme leidet und auch die Umweltverschmutzung durch Plastikmüll allgegenwärtig ist. Die Frauen dort leben am Existenzminimum und müssen sich und ihre Kinder oftmals allein versorgen. Hier haben wir in Partnerschaft mit dem Sozialunternehmen Plastic Bank Sammelcenter eröffnet: Frauen können dort den von ihnen eingesammelten Plastikmüll gegen Bargeld, Briketts zum Kochen oder Strom für ihre Handys eintauschen. So wird Plastikmüll zur Währung – und die Umwelt von Plastikmüll befreit. Das fördert zusätzlich die Selbständigkeit und das Selbstwertgefühl der Frauen, da sie mit dem Zusatzeinkommen ihr Leben und das ihrer Kinder verbessern können.
Menschen in Haiti können eingesammelten Plastikmüll gegen Geld oder Dienstleitungen eintauschen.
Ein Projekt unter dem Dach der „Million Chances“-Initiative ist „Shaping Futures“. Worum geht es bei dem Projekt?
Hinter dem Namen Shaping Futures verbirgt sich eine ganz großartige Initiative, die benachteiligten Jugendlichen ermöglicht, eine Ausbildung in den Basistechniken des Friseurberufs zu erlernen. Auf diese Weise hilft das Projekt von Schwarzkopf Professional und SOS-Kinderdorf den jungen Erwachsenen, sich eine bessere Zukunft und eine eigene Existenz aufzubauen. Durch den leidenschaftlichen, ehrenamtlichen Einsatz vieler Friseure und Mitarbeiter konnten seit der Gründung im Jahr 2010 bereits mehr als 2.200 Friseure in 30 Ländern ausgebildet werden – zum Beispiel Zinhle Evelyn Dlamini aus Südafrika.
Zinhle Evelyn Dlamini aus Südafrika ist eine der vielen Frauen, die von der „Shaping Futures“-Initiative gefördert wurde.
Im vergangenen Jahr wurde ein Award ins Leben gerufen: Was soll der „Million Chances Award“ bewirken?
Unsere Initiative engagiert sich ja weltweit, verstärkt auch mit Partnern wie Plan International oder eben der Plastic Bank – etwa in China, Kolumbien, Haiti oder Ägypten, da dort die Not und die Benachteiligung von Frauen und Mädchen groß sind. Aber auch direkt ‚vor unserer Haustür‘ können wir immer noch viel bewirken: Mit dem „Million Chances Award“ zeichnen wir gemeinnützige Initiativen und Projekte in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus, die sich in den Bereichen Bildung, wirtschaftliche Emanzipation, Recht und Integration oder Gesundheit für Mädchen und Frauen einsetzen.
Die Gewinner des Million Chances Award 2018 wurden für ihren Beitrag zum Erfolg von Frauen ausgezeichnet.
„Frauen wird vielerorts eingebläut, dass sie weniger wert sind als Männer – und das prägt.“