Lagom. Wie spricht man das aus und was ist das eigentlich? Laagom, Laggomm, Lagoom? Ein puddingartiges Gericht? Der neueste Meditationstrend? Oder doch der Name eines Ikea-Möbelstücks? Falsch. Also, nicht ganz. Schweden ist schon die richtige Richtung.
Lagom – ausgesprochen wird es ungefähr „Logum“ – ist so etwas wie die schwedische Formel zum Glück. Sinngemäß bedeutet das Wörtchen so viel wie „gerade richtig“. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Genau übersetzen lässt es sich aber nicht. Nur fühlen. Es braucht Balance für’s Glück und die Schweden wissen wie’s geht. Schließlich zählen sie zu den glücklichsten Menschen der Welt.
Lagom sorgt für die richtige Balance im Leben – ob im Job, zu Hause oder im Freien.
Lagom sorgt für die richtige Balance im Leben – ob im Job, zu Hause oder im Freien.
Lagom kann man auf alle möglichen Bereiche anwenden: Die Körperpflege, das Essen, das Arbeitsleben. Alles in Maßen, nicht in Massen. Dadurch soll auch inneres Gleichgewicht erreicht werden. Wie das geht, zeigt dieser kurze Crash-Kurs in Sachen schwedischer Lifestyle – garantiert einfacher zu verstehen als die meisten Montageanleitungen für schwedische Möbelstücke.
Hauptsache draußen
Ob Sonnenstrahlen auf der Haut, Regen im Gesicht oder Schnee in den Stiefeln – Schweden verbringen einen großen Teil ihrer Freizeit draußen in der Natur. Für sie ist es ein Ort zum in sich gehen und sich selbst finden. Gleichzeitig hat man hier wie an sonst keinem Ort das Gefühl von Freiheit. Dabei spielt das Wetter keine Rolle, denn Schweden lassen sich von Regen nicht die Stimmung vermiesen. Und wenn sich die Sonne hinter den Wolken blicken lässt, umso besser: Durch die langen dunklen Wintertage wissen sie genau, was es heißt, die Sonne so richtig zu genießen. Und wo könnte man der Natur näher sein, als in den typischen Sommerhäusern, die jeder aus Film und Zeitschriften kennt, und die die schwedische Landschaft kunterbunt sprenkeln?
Die traditionellen Sommerhäuschen sind Rückzugorte für die Schweden. Sie werden von Generation zu Generation weitervererbt.
Die traditionellen Sommerhäuschen sind Rückzugorte für die Schweden. Sie werden von Generation zu Generation weitervererbt.
Liebe Natur!
In den Schweden ist die Verbundenheit mit der Natur tief verwurzelt. Die Seen und Wälder gehören zu ihrem Leben wie Pippi Langstrumpf zu Astrid Lindgren oder Blumenkränze zu Midsommar. Selbst in Großstädten wie Stockholm muss man nicht lange nach einem grünen Fleckchen suchen. Die Schweden sehen sich selbst in der Natur als Gast. Und sie ist ein Platz für Alle: Nach schwedischem „Allemansrätt“ ist es erlaubt, überall zu wandern, zelten und Pilze zu sammeln. Ein idealer Ort also, um den Naturburschen in sich zu entdecken.
Bewegung bringt’s
Schlittschuhlaufen, Angeln, Kayak fahren – los geht’s mit Sport! Bei Wind und Wetter. Die Liebe der Schweden zur Bewegung ist unerschütterlich: Nicht umsonst belegt das Land Platz Eins im Ranking der sportlichsten Länder. Wenn man darauf achtet, kann man sie den ganzen Tag draußen bei ihren sportlichen Aktivitäten beobachten. Und noch besser ist es, wenn man sich während des Sports im Freien auch noch engagieren kann: Der Trend Plogging ist eine Kombi aus „plocka“ (Auf Deutsch sammeln) und „Jogging“, bei dem man auf dem Weg, den man läuft, Müll sammelt und der Umwelt damit etwas Gutes tut.
Essen – Swedish Style
Wer sich bewegt, muss auch essen. Und da kann Schweden definitiv mehr als Köttbullar. Schweden hat hochwertige Zutaten, saisonale und lokale Produkte, gesunde Zubereitungsweisen, krummes Gemüse. Respekt für die Natur zeigt sich auch im Umgang der Schweden mit ihren Nahrungsmitteln. Und: Schweden können genießen. Und davon soll niemand ausgeschlossen werden. Immer mehr Sterneköche betreiben in Stockholm & Co. sogenannte „bakfickors“. Kleine Bistros, in denen jeder ein Stück der Sterneküche abhaben kann. Zu fairen Preisen. Auch das ist Lagom.
Aufgetischt! Am liebsten mögen’s die Schweden lokal und gesund.
Aufgetischt! Am liebsten mögen’s die Schweden lokal und gesund.
Päuschen muss sein
Kaffeepause kann jeder. Die „Fika“ der Schweden zelebriert den Kaffeegenuss und das Innehalten. Und zwar so richtig. Ob Me-Time oder We-Time – ganz egal. Hauptsache der Kaffee (oder auch jedes andere Heißgetränk der Wahl) ist angenehm warm und die „Kanelbullar“ – die leckeren schwedischen Zimtrollen mit einem Hauch Kardamom und glänzenden Hagelzuckerkörnern – schön frisch.
Goldbraun, buttrig, zuckrig, zimtig: Wer entspannt bei dem Gedanken an Kanelbullar nicht?
Goldbraun, buttrig, zuckrig, zimtig: Wer entspannt bei dem Gedanken an Kanelbullar nicht?
Zeit nehmen, ankommen, durchatmen. Das ist Schwedens Kaffeepause. Gerne auch mehrmals am Tag. Das geht auch im Job: In vielen schwedischen Büros steht das Arbeitsleben zwischendurch immer mal wieder für ein paar Minuten still. Fika-Time! Die Gelegenheit für ein Pläuschchen mit den Kollegen, bevor’s zurück an den Schreibtisch geht. Das Wort Fika ist übrigens im 19. Jahrhundert entstanden. Damals machten sich die Schweden einen Spaß daraus, ihre Wörter neu zusammenzusetzen. Und so wurde aus „Kaffi“ kurzerhand einfach Fika.
„Mysig“ mögen und genießen
Wenn man eines während der dunklen und kalten Wintertage machen kann, dann ist es, sich mit heißer Schokolade und Kanelbullar einzukuscheln und den knisternden Flammen des Kamins zu lauschen. Diese Vorstellung löst bei vielen das Verlangen nach gemütlichen kalten Herbsttagen aus, aber ein Schwede weiß diese Gemütlichkeit (eben: „mysig“) zu pflegen wie kein anderer. Dabei muss es noch nicht einmal kalt sein: Auch in langen Sommernächten oder an lauen Frühlingsabenden – gemütlich kann es überall sein, solange man sich zuhause fühlt.
Zur Ruhe kommen kann man überall – ob vorm Kamin oder in der Hängematte.
Zur Ruhe kommen kann man überall – ob vorm Kamin oder in der Hängematte.
Work-Life-Lagom
Auch das Arbeitsleben dreht sich um die richtige Balance: Für das richtige Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben wird immer öfter der Sechs-Stunden-Tag in Unternehmen ausprobiert. Die Krankheitstage nehmen ab, der Zufriedenheitsfaktor steigt. Und wenn am Ende der bezahlten Urlaubstage mal wieder zu viel Jahr übrig ist, auch kein Problem. In Schweden sind unbezahlte Abwesenheitstage völlig normal. Egal, ob es darum geht, die Kinder aus der Kita abzuholen oder sich auf den Weg ins verlängerte Wochenende zu machen. Stehen im Job wichtige Deadlines an, haben die Schweden auf der anderen Seite kein Problem damit, auch mal mehr Zeit auf der Arbeit zu verbringen. Bedingungen, die individuelles, kreatives, innovatives Arbeiten ermöglichen, also. Und der Erfolg vieler schwedischer Unternehmen spricht für sich: Spotify, Soundcloud, Skype sind nur einige Beispiele für Innovationen der Nordmänner. Mittlerweile Weltmarken, die aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken sind.
Eine ganze Menge also, die man sich von den Schweden abgucken kann, um ein bisschen mehr Balance in sein Leben zu bringen. Ein kleines bisschen Sport – am liebsten natürlich in der Natur –, die ein oder andere Zimtschnecke zwischendurch und ganz wichtig: Genießen nicht vergessen. Dann klappt’s mit dem Lagom-Lifestyle.