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24.01.2018 Düsseldorf
Vor einem Jahr stellten die Bundesagentur für Arbeit (BA), Deutsche Post DHL Group, Telekom und Henkel das gemeinsame Pilotprojekt „Praktikum PLUS Direkteinstieg“ zur langfristigen Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt vor.
Zusätzlich zu den bereits angebotenen Integrationsmöglichkeiten über Praktika und Ausbildungsplätze bieten sie knapp 100 Flüchtlingen die Möglichkeit, über ein mehrstufiges Praktikum in eine zweijährige Anstellung zu wechseln. Der Vorteil: Nach einer sechsmonatigen Kennenlern- und Einarbeitungsphase übernehmen die Flüchtlinge feste Arbeitsaufgaben; Verantwortung und Aufgaben wachsen stufenweise an. Das lässt unter anderem Raum für noch nicht abgeschlossene Sprach- und Integrationskurse. Dieses Modell kommt vor allem Flüchtlingen zugute, die aufgrund besonderer Lebensumstände, fehlender Nachweise über die berufliche Qualifikation oder (noch) nicht abgeschlossener Deutschkurse nur schwer einen Zugang zum Arbeitsmarkt gefunden hätten. Bei der Vermittlung und Förderung geeigneter Kandidaten hat die BA unterstützt.
„Wir schätzen die Initiative der Unternehmen und freuen uns über den Erfolg des Projekts. Geflüchtete konnten so ihre Talente sichtbar machen. Arbeit ist der beste Weg zur gesellschaftlichen Integration. Immer mehr Unternehmen suchen händeringend Fachkräfte und können den Bedarf kaum decken. Erhalten Geflüchtete eine Chance und können ihre Talente einbringen, kann daraus in den nächsten Jahren ein Baustein zur Fachkräftesicherung werden. Zudem sehen wir, wie wichtig der Spracherwerb ist. Sprachkenntnisse sind die Grundlage für eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration“, sagt Raimund Becker, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.
Mittlerweile sind fast alle derzeitigen Teilnehmer in die befristete Anstellungsphase gewechselt. Die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt beurteilen alle Teilnehmer als wertvoll – sie beinhalten gleichermaßen Chancen wie Herausforderungen.
In der Rekrutierungsphase zeigte sich, dass standardisierte Einstellungsverfahren, die auf Effizienz ausgelegt sind, für diese Zielgruppe nur sehr eingeschränkt funktionieren. Stattdessen muss beachtet werden, dass nur wenig einschlägige Berufserfahrung oder Nachweise vorhanden sind und dass zudem jeder Bewerber in seiner Lebenssituation individuell betrachtet werden muss, um ihn bestmöglich unterstützen zu können. Das gilt für administrative Abstimmungen mit Behörden wie für zusätzliche Sprachförderungsmaßnahmen. Die Wohnsitzauflage hat sich im Einstellungsverfahren als Hürde erwiesen, da es sich um ein bundesweites Programm handelt und die Bewerber nicht immer den Standorten zugewiesen wurden, an denen die Stellen angeboten werden konnten.
Beim Thema Spracherwerb zeigte sich, dass die Flüchtlinge im täglichen Umgang mit deutschen Kollegen schnell Fortschritte in der gesprochenen Alltagssprache und dem Hörverständnis erzielen. Um das Sprachniveau jedoch deutlich anzuheben, bedarf es fortgesetzter zusätzlicher Sprachförderung, da dies durch die Arbeitstätigkeit nicht automatisch passiert. Damit einher geht die hohe Bedeutung des persönlichen, ehrenamtlichen Engagements über den Arbeitsalltag hinaus: Damit der Spracherwerb und die Integration nachhaltig gelingen, sind persönliche Kontakte zu den Kollegen ein wesentlicher Erfolgsfaktor. In allen drei Unternehmen spielt das ehrenamtliche Engagement von Mitarbeitern für Flüchtlinge eine wichtige Rolle und wird vom Arbeitgeber unterstützt.
Obwohl die Begleitung der Flüchtlinge auf ihrem Weg in einen neuen Berufsalltag zeitaufwändig sein kann, beurteilen Vorgesetzte die kulturelle Bereicherung für die Teams und die Unternehmen insgesamt als durchweg positiv. Deshalb werden Deutsche Post DHL Group, die Telekom und Henkel an dem dreistufigen Modell festhalten und auch künftig Flüchtlingen einen Berufseinstieg über die Kombination von Praktikum und befristeter Anstellung anbieten. Während der zweijährigen Anstellung sollen die Flüchtlinge Kompetenzen weiterentwickeln und so viel Berufserfahrung erwerben, dass sie im Anschluss in der Lage sind, sich erfolgreich zu bewerben – beim bisherigen oder einem neuen Arbeitgeber.
„Praktikum PLUS Direkteinstieg“ ist als Programm eine sinnvolle Ergänzung zum dualen Ausbildungssystem in Deutschland und zielt dabei auf eine andere Zielgruppe ab. Für Unternehmen ist es eine sehr gute Möglichkeit, um soziale Verantwortung zu leben und zugleich Arbeitskapazitäten zu gewinnen. Darüber hinaus war die Zusammenarbeit der beteiligten Unternehmen und der Bundesagentur für Arbeit ein echter Mehrwert. Die positiven Äußerungen von teilnehmenden Flüchtlingen und positive Erlebnisberichte von Führungskräften machen Mut für weitere Programme, die das Gesamtangebot an Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen gezielt ergänzen.
Deutsche Post DHL Group
„Wir engagieren uns seit über zwei Jahren für die Integration von geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt und konnten bisher über 1.250 Praktika, Ausbildungsstellen oder Arbeitsverträge bei Deutsche Post DHL Group anbieten. Das „Praktikum PLUS Direkteinstieg“ ist ein zusätzliches Angebot, um wichtige berufliche Qualifikationen zu erwerben und gleichzeitig den Sprachschatz und die gesellschaftliche Integration weiter auszubauen. Ich freue mich, dass wir das Programm 2018 gemeinsam mit Henkel und Telekom weiterführen und dem Bedarf entsprechend Stellen anbieten werden“, sagt Thomas Ogilvie, Vorstand Personal und Arbeitsdirektor Deutsche Post DHL Group.
Deutsche Telekom
„Für die Telekom ist das Fazit zum Pilotprojekt eindeutig positiv“, sagt Christian P. Illek, Konzernvorstand Personal Deutsche Telekom. „Bei einer unternehmensinternen Evaluation haben sich durchweg ALLE Beteiligten für die Weiterempfehlung des Programms ausgesprochen – Flüchtlinge, Teams und Führungskräfte gleichermaßen. Besonders freut mich die positive Sogwirkung: Je mehr Flüchtlinge wir einstellen, desto mehr Teams fragen an, die ebenfalls einen oder mehrere Flüchtlinge integrieren möchten. Alle Teilnehmer am Programm sind nach den ersten sechs Monaten im Job angekommen und erfüllen die Aufgaben, für die sie eingestellt wurden. Auch deshalb werden wir auf dem Piloten aufbauen und das Modell fortführen.“
Henkel
„Nach einem Jahr können wir bei Henkel die Bilanz ziehen, dass das ‚Praktikum PLUS Direkteinstieg‘ ein voller Erfolg ist“, sagt Kathrin Menges, Personalvorstand von Henkel. „Wir sind überzeugt, dass die Integration von geflüchteten Menschen in den deutschen Arbeitsmarkt kreative, aber auch sehr pragmatische Lösungen erfordert. Das sehe ich in diesem gemeinsamen Pilotprojekt beispielhaft umgesetzt. Gerade für Geflüchtete ohne einen in Deutschland anerkannten Berufsabschluss ist damit ein Modell entstanden, das sich durchaus auf andere Unternehmen übertragen lässt.“
Bei Henkel arbeiten zum Beispiel zwei Teilnehmer von „Praktikum PLUS Direkteinstieg“ als Industriemechaniker in den Werkstätten.