Dr. Nils Daecke: Leiter Digitales Marketing International im Unternehmensbereich Beauty Care bei Henkel
Internet of Things (IoT) ist neben Blockchain und Voice Assistants eines der Digitalthemen, die derzeit am intensivsten diskutiert werden. Die Meinungen zu IoT reichen von Euphorie über die neuen Vernetzungsmöglichkeiten bis hin zur Skepsis hinsichtlich des tatsächlichen Mehrwerts für die Anwender.
So kontrovers diskutiert, in einem sind sich die Experten einig: Die Verbreitung von Internet of Things-Anwendungen wird künftig zunehmen. So wird erwartet, dass bereits 2020 weltweit etwa 25 bis 30 Milliarden verbundene Objekte im Einsatz sind. Die Dimensionen zeigen, wie relevant das Thema in Zukunft sein wird. Dabei reichen die Anwendungsfelder von Konsumentenprodukten wie Fitnesstrackern oder Connected Home-Systemen über vernetzte Produktionssysteme im Bereich Industrie 4.0, Digital Health-Systeme, Smart Cities bis hin zu digitalen Point of Sale-Lösungen.
Wie IoT wirklich einen Mehrwert schafft
Dennoch darf bei mancher Innovation die Frage erlaubt sein: Ist das nun wirklich ein „Game Changer“ oder eher ein „Gadget“? Aus meiner Sicht sollten mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein:
Produktivitätssteigerung: Mit Hilfe von IoT-Anwendungen können Produktionsprozesse effizienter gestaltet werden. So können beispielsweise mobile Geräte oder Datenbrillen Mitarbeitern in der Produktion dabei helfen, die Fehlerquote zu reduzieren oder effizienter zu arbeiten.
Geringere Kosten: IoT-Lösungen können zu nachhaltigen Kostensenkungen beitragen. So können durch Connected Health-Systeme und digitale Ferndiagnosen Behandlungs- und Reisekosten optimiert und der Patient so schneller und gezielter behandelt werden.
Relevanter Kundennutzen: Das IoT-System muss einen klaren Mehrwert bieten: Ein Beispiel sind smarte Soundsysteme, die es dem Anwender in Verbindung mit Streamingdiensten erlauben, zuhause unbegrenzt Musik ohne Tonträger und Stereoanlage zu hören und diese bestenfalls per Sprachbefehl zu steuern.
Neue Umsatzpotenziale: Neben dem Verkaufspreis des IoT-Gerätes selbst kann man weitere Umsatzquellen erschließen, zum Beispiel durch Servicemodelle wie Abonnements.
Anwendungsbeispiel IoT Beauty Tech: Der digital vernetzte Friseursalon
Eine im Bereich IoT noch eher junge, aber stark wachsende Kategorie ist der Beauty Tech-Sektor. Beispiele für Beauty Tech-Angebote sind kleine UV-Sensoren, die den Nutzer vor zu viel schädlicher Sonneneinstrahlung schützen sollen, Haut-Tracker zur regelmäßigen Gesichtsanalyse und Falten-Prävention oder vernetzte Badezimmer-Spiegel mit Display und Augmented Reality-Funktion. Wir bei Henkel Beauty Care haben im Bereich Internet of Things den ersten digital vernetzten Friseursalon entwickelt, also eine B2B-Lösung für Salonbesitzer mit Mehrwert sowohl für die Friseure als auch deren Kunden.
Henkel Beauty Care befördert das Friseurerlebnis ins digitale Zeitalter und stellte das „Schwarzkopf Professional SalonLab™“ auf der Elektronikmesse CES® in Las Vegas vor. SalonLab wurde zweifach mit dem diesjährigen CES® Innovation Award ausgezeichnet.
Henkel Beauty Care befördert das Friseurerlebnis ins digitale Zeitalter und stellte das „Schwarzkopf Professional SalonLab™“ auf der Elektronikmesse CES® in Las Vegas vor. SalonLab wurde zweifach mit dem diesjährigen CES® Innovation Award ausgezeichnet.
Die Herausforderung Im Austausch mit Friseuren haben wir herausgefunden, dass sie aufgrund ihrer Expertise die äußere Haarqualität bereits sehr gut beurteilen, jedoch die innere Haarqualität, also die Robustheit und den Feuchtigkeitsgehalt der Haare, nicht ohne Weiteres bestimmen können. Auch die Ermittlung der Ausgangshaarfarbe ist oft subjektiv und durch die Lichtverhältnisse im Salon beeinflusst. Diese Aspekte sind jedoch wichtig, um die optimalen Pflegeprodukte zu bestimmen und die geeignete Coloration auszuwählen und so bestmögliche Ergebnisse für die Kunden zu erzielen.
Die Lösung Das Schwarzkopf Professional SalonLab ist ein digital vernetztes Ökosystem für Friseursalons und umfasst drei Schritte: Der SalonLab Analyzer, ein Handscanner, misst im ersten Schritt die innere Beschaffenheit des Haares, den Feuchtigkeitsgehalt und die exakte Farbe mit Hilfe von Nahinfrarot- und Lichtsensoren. Die SalonLab Consultant App unterstützt in Schritt zwei den Friseur bei der Haaranalyse, bereitet die Ergebnisse der Messungen grafisch auf und ermöglicht eine persönliche Farbberatung. Dank der Augmented Reality-Technologie kann der Kunde im Livebild auf dem Tablet sehen, wie eine bestimmte Coloration auf seinem eigenen Haar aussehen würde. Direkt im Salon mischt der SalonLab Customizer dann im dritten Schritt automatisch ein personalisiertes Shampoo, das individuell auf die Haareigenschaften des Kunden abgestimmt ist, und druckt ein individualisiertes Etikett dazu aus.
In drei Schritten werden die Haare analysiert, die Ergebnisse ausgewertet und die passenden Produkte individuell gemischt.
Dieses IoT-System eröffnet dem Friseur neue Umsatzpotenziale durch Salon-Services wie Haaranalysen, persönliche Beratung und individualisierte Produkte. Henkel Beauty Care legt dadurch den Grundstein für disruptive, datengetriebene Geschäftsmodelle. Denn die im SalonLab gewonnenen Haar- und Anwendungsdaten können wir wiederum, unter Berücksichtigung der neuesten Datenschutz-Richtlinien, für die Entwicklung neuer Produkte und Services nutzen.
Game Changer oder Gadget – diese Frage lässt sich bei den meisten IoT-Innovationen erst rückblickend beantworten. Wir bei Henkel und auch unsere Schwarzkopf Professional-Friseure, mit denen wir den SalonLab entwickelt haben, glauben fest an das Potenzial und den Kundennutzen dieses neuartigen IoT-Systems. Ich bin mir sicher, dass es neue Impulse in der Friseurbranche setzen wird.