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Haarhandbesen und Borstenschrubber waren im Jahr 1942 Mangelware, auch in der Abteilung für Säurebetrieb bei Henkel. Das brachte Peter Evertz, der dort beschäftigt war, auf eine Idee: Man könne doch Schrubber und Handfeger aus Abfall-Gummi verwenden – die zudem auch noch deutlich haltbarer als die herkömmlichen Besen sind. Aus der Idee wurde ein Vorschlag. Und mit dem ging Peter Evertz in die Firmengeschichte ein. Es war der erste Verbesserungsvorschlag, der bei Henkel registriert, bewertet und prämiert wurde. Sein Anschreiben an die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft Betriebliches Vorschlagswesen schloss er mit dem Satz: „Ich hoffe, durch die Herstellung der Ersatzbesen und Schrubber der Firma geholfen zu haben.“
Heute, 80 Jahre später, ist dieser Gedanke aktueller denn je. „Die Grundidee, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, das Unternehmen durch ihre Ideen und Vorschläge mitzugestalten und voranzutreiben, ist fester Bestandteil unserer Unternehmenskultur“, unterstreicht Holger Traugott, Leiter des Ideenmanagements bei Henkel. Mehr als 150.000 Verbesserungsvorschläge sind seit 1942 eingereicht worden. Die meisten davon wurden umgesetzt und prämiert. Damit ist das Ideenmanagement ein wichtiger Teil der Erfolgsgeschichte von Henkel.
Die Grundidee, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, das Unternehmen durch ihre Ideen und Vorschläge mitzugestalten und voranzutreiben, ist fester Bestandteil unserer Unternehmenskultur und aktueller denn je.
Holger Traugott, Leiter des Ideenmanagements bei Henkel
Holger führt das auch darauf zurück, dass das heutige Ideenmanagement immer mit der Zeit gegangen sei und sich kontinuierlich weiterentwickelt habe. So steht das Ideenmanagement mittlerweile auf drei Säulen. Eine wichtige Rolle spielen, unverändert, die Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter:innen. Also Ideen, wie etwa betriebliche Abläufe und Prozesse optimiert, Produktqualität gesteigert, Ressourcen effektiv genutzt oder Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz verbessert werden können. Folgt aus einer umgesetzten Verbesserung ein Nutzen, zum Beispiel eine finanzielle Einsparung, werden die Mitarbeiter:innen mit einer Prämie beteiligt. „Je höher der Nutzen für Henkel, desto höher die Prämie“, erklärt Holger.
Darüber hinaus führt der Bereich seit mehreren Jahren Kampagnen durch, eine wesentliche Weiterentwicklung des Ideenmanagements. Beschäftigte bestimmter Bereiche werden gezielt eingeladen, innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums Vorschläge zu konkreten Themen, wie beispielsweise der Optimierung von Abläufen in der Produktion, einzureichen. Als dritte Säule benennt Holger das Thema „Ideation“. Dabei unterstützt das Ideenmanagement-Team in Workshops systematisch bei der Generierung von Ideen und Lösungsansätzen – zum Beispiel mit Hilfe von innovativen Methoden wie Design Thinking. „Verbesserungsvorschläge beginnen in unserer Definition dort, wo es bereits eine fertige Lösung gibt. Für einige Themen gibt es aber noch keine Lösung“, erklärt Holger. „Hier möchten wir gemeinsam Ideen erarbeiten.“
Im Kern geht es bei Design Thinking darum, nicht direkt auf eine Lösung zuzusteuern, sondern zunächst das eigentliche Problem zu verstehen und dabei auch von Anfang an die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer im Blick zu haben. Generiert werden die Ideen der Workshop-Teilnehmer:innen mit Hilfe von Kreativitätstechniken wie beispielsweise Brainwriting. Im nächsten Schritt werden die besten Ideen in Form eines Prototypen umgesetzt und schließlich von den Nutzer:innen getestet. Deren Feedback dient dazu, die Lösung weiter zu verbessern – oder das Projekt gegebenenfalls frühzeitig zu beenden. Das spart Zeit und Ressourcen.
Hatte Peter Evertz seinen Vorschlag vor 80 Jahren noch schriftlich eingereicht, so erfolgt dies heute über ein Online-Tool. Dieses ist der Dreh- und Angelpunkt, denn darüber werden die Vorschläge eingereicht, bewertet und prämiert. „Das ganze Verfahren ist jetzt erheblich transparenter, objektiver und effizienter für alle Beteiligten“, erklärt Holger. So gibt es beim Einreichen einen automatischen Duplikat-Check. „Man gibt seinen Vorschlag zusammen mit einen Beschreibungstext ein und sieht sofort, ob es zu diesem Thema bereits Vorschläge gibt.“ Das verbessert die Transparenz für die Einreichenden. Und woher kommen die meisten Vorschläge? „Aktuell noch aus dem produktionsnahen Umfeld“, erläutert Holger. Durch das Ideation-Format erreiche sein Team aber auch zunehmend Beschäftigte anderer Bereiche.
Große Bedeutung messen die Ideenmanager Vorschlägen bei, deren Grundidee auch auf andere Einheiten im Unternehmen übertragen werden können. Zum Beispiel ein etwas älterer Vorschlag – einfach, aber mit großer Wirkung für das gesamte Unternehmen: Nämlich, dass für Anschreiben leichteres Papier verwendet und dadurch Porto eingespart wird. Ziel sei es letztendlich, dass alle Mitarbeitenden mit ihren Ideen einen Beitrag leisten und dass sich Teilnehmen lohnt – nicht nur für das Unternehmen. „Dann haben alles etwas davon“, sagt Holger. Eine der höchsten Prämien ist für den Vorschlag eines geschlossenen Kühlkreises in der Produktion ausbezahlt worden. Das Unternehmen konnte dadurch jährlich eine große Summe einsparen. Ein weiteres Beispiel mit Nachhaltigkeitsfokus kam 1987 von einem Meister in der Henkel-Druckerei. Dieser wurde für die Entwicklung eines speziellen, materialsparenden Schnittmusters zur Herstellung von Waschmittelkartons prämiert. Übrigens, auch Peter Everts Vorschlag, Schrubber und Handfeger aus Alt-Gummi herzustellen, ist ein tolles Beispiel für klimabewusstes Upcycling. „Letztlich zahlt jeder Vorschlag auf das Thema Nachhaltigkeit ein“, so Holger. Egal, ob wir in unseren Prozessen schneller werden, Materialien, Wasser oder Energie einsparen oder wir Prozesse sicherer machen.“
Mitarbeiter:innen, die Vorschläge einreichen, vergleicht Holger gerne mit Pionieren: „Das sind Menschen, die neue Wege gehen und nachhaltige und kreative Lösungen erarbeiten.“ Das passe auch bestens zum Unternehmenszweck von Henkel: „Pioneers at heart for the good of generations“. Das Unternehmen bringt darin zum Ausdruck, dass es mit seinem Pioniergeist, seinem Wissen, seinen Produkten und Technologien Tag für Tag das Leben von Millionen von Menschen bereichern und verbessern will – für eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen. Hierzu könne das Ideenmanagement seinen Beitrag leisten, sagt Holger Traugott. Auch im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit, das seit gut zwei Jahren bei der Bewertung des Nutzens von zentraler Bedeutung ist. Ein Vorschlag wird nur dann prämiert, wenn er bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllt.
Mitarbeiter:innen, die Vorschläge einreichen, sind Pioniere. Das sind Menschen, die neue Wege gehen und nachhaltige und kreative Lösungen erarbeiten.
Holger Traugott, Leiter des Ideenmanagements bei Henkel
Doch bei aller Kreativität, gibt es auch beim Ideenmanagement Grenzen. „Zu unternehmerischen Entscheidungen oder organisatorischen Themen können keine Vorschläge eingereicht werden“, unterstreicht Holger. Auch die Incentivierung, also ob Prämien bezahlt werden oder nicht und wie hoch sie sind, folge klaren Spielregeln. „Bei uns weiß jeder, woran er ist.“
Für die Zukunft erwartet Holger, dass die Digitalisierung auch beim Ideenmanagement voranschreitet, etwa dass die Bewertung mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz unterstützt werden könnte. „Dadurch könnten wir uns noch stärker als bisher darauf konzentrieren, das Ideenmanagement strategisch weiterzuentwickeln und damit die Strategie und Zielerreichung unseres Unternehmens zu unterstützen“, sagt er.
Seit 2003 arbeitet Holger im Ideenmanagement von Henkel, seit 2015 ist er dessen Leiter. Besonders gefällt ihm an seinem Beruf, dass man das Unternehmen in seiner ganzen Breite kennenlernt. Dass man täglich mit Menschen aus völlig verschiedenen Bereichen und in unterschiedlichen Positionen zu tun hat. Das sage er auch immer wieder seinen neuen Kolleginnen und Kollegen. „Ich bin stolz darauf, mit meinem Team die lange Tradition des Ideenmanagements bei Henkel fortzuführen und weiterentwickeln zu dürfen.“
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