Holger führt das auch darauf zurück, dass das heutige Ideenmanagement immer mit der Zeit gegangen sei und sich kontinuierlich weiterentwickelt habe. So steht das Ideenmanagement mittlerweile auf drei Säulen. Eine wichtige Rolle spielen, unverändert, die Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter:innen. Also Ideen, wie etwa betriebliche Abläufe und Prozesse optimiert, Produktqualität gesteigert, Ressourcen effektiv genutzt oder Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz verbessert werden können. Folgt aus einer umgesetzten Verbesserung ein Nutzen, zum Beispiel eine finanzielle Einsparung, werden die Mitarbeiter:innen mit einer Prämie beteiligt. „Je höher der Nutzen für Henkel, desto höher die Prämie“, erklärt Holger.
Darüber hinaus führt der Bereich seit mehreren Jahren Kampagnen durch, eine wesentliche Weiterentwicklung des Ideenmanagements. Beschäftigte bestimmter Bereiche werden gezielt eingeladen, innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums Vorschläge zu konkreten Themen, wie beispielsweise der Optimierung von Abläufen in der Produktion, einzureichen. Als dritte Säule benennt Holger das Thema „Ideation“. Dabei unterstützt das Ideenmanagement-Team in Workshops systematisch bei der Generierung von Ideen und Lösungsansätzen – zum Beispiel mit Hilfe von innovativen Methoden wie Design Thinking. „Verbesserungsvorschläge beginnen in unserer Definition dort, wo es bereits eine fertige Lösung gibt. Für einige Themen gibt es aber noch keine Lösung“, erklärt Holger. „Hier möchten wir gemeinsam Ideen erarbeiten.“
Von Design Thinking, Future Thinking, Crowdsourcing zu Hackathons – es gibt viele kreative Wege und Innovationsmethoden, um neue Lösungen zu finden.
Im Kern geht es bei Design Thinking darum, nicht direkt auf eine Lösung zuzusteuern, sondern zunächst das eigentliche Problem zu verstehen und dabei auch von Anfang an die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer im Blick zu haben. Generiert werden die Ideen der Workshop-Teilnehmer:innen mit Hilfe von Kreativitätstechniken wie beispielsweise Brainwriting. Im nächsten Schritt werden die besten Ideen in Form eines Prototypen umgesetzt und schließlich von den Nutzer:innen getestet. Deren Feedback dient dazu, die Lösung weiter zu verbessern – oder das Projekt gegebenenfalls frühzeitig zu beenden. Das spart Zeit und Ressourcen.
Die meisten Vorschläge kommen aus dem produktionsnahen Bereich
Hatte Peter Evertz seinen Vorschlag vor 80 Jahren noch schriftlich eingereicht, so erfolgt dies heute über ein Online-Tool. Dieses ist der Dreh- und Angelpunkt, denn darüber werden die Vorschläge eingereicht, bewertet und prämiert. „Das ganze Verfahren ist jetzt erheblich transparenter, objektiver und effizienter für alle Beteiligten“, erklärt Holger. So gibt es beim Einreichen einen automatischen Duplikat-Check. „Man gibt seinen Vorschlag zusammen mit einen Beschreibungstext ein und sieht sofort, ob es zu diesem Thema bereits Vorschläge gibt.“ Das verbessert die Transparenz für die Einreichenden. Und woher kommen die meisten Vorschläge? „Aktuell noch aus dem produktionsnahen Umfeld“, erläutert Holger. Durch das Ideation-Format erreiche sein Team aber auch zunehmend Beschäftigte anderer Bereiche.
Große Bedeutung messen die Ideenmanager Vorschlägen bei, deren Grundidee auch auf andere Einheiten im Unternehmen übertragen werden können. Zum Beispiel ein etwas älterer Vorschlag – einfach, aber mit großer Wirkung für das gesamte Unternehmen: Nämlich, dass für Anschreiben leichteres Papier verwendet und dadurch Porto eingespart wird. Ziel sei es letztendlich, dass alle Mitarbeitenden mit ihren Ideen einen Beitrag leisten und dass sich Teilnehmen lohnt – nicht nur für das Unternehmen. „Dann haben alles etwas davon“, sagt Holger. Eine der höchsten Prämien ist für den Vorschlag eines geschlossenen Kühlkreises in der Produktion ausbezahlt worden. Das Unternehmen konnte dadurch jährlich eine große Summe einsparen. Ein weiteres Beispiel mit Nachhaltigkeitsfokus kam 1987 von einem Meister in der Henkel-Druckerei. Dieser wurde für die Entwicklung eines speziellen, materialsparenden Schnittmusters zur Herstellung von Waschmittelkartons prämiert. Übrigens, auch Peter Everts Vorschlag, Schrubber und Handfeger aus Alt-Gummi herzustellen, ist ein tolles Beispiel für klimabewusstes Upcycling. „Letztlich zahlt jeder Vorschlag auf das Thema Nachhaltigkeit ein“, so Holger. Egal, ob wir in unseren Prozessen schneller werden, Materialien, Wasser oder Energie einsparen oder wir Prozesse sicherer machen.“